+++ Die 50. Mülheimer Theatertage finden vom 10. – 31. Mai 2025 statt. +++

Stücke

Ihr Sehnsuchtsruf geht ausnahmsweise nicht nach Moskau, sondern nach „Amerika!“. Die drei „Sistas!“, die Golda Barton eineinviertel Jahrhunderte sehr frei nach Tschechows „Drei Schwestern“ in die deutsche Hauptstadt verpflanzt hat, sind waschechte Berlinerinnen mit zupackendem Mundwerk und gediegen kulturbürgerlichem Hintergrund, kunstinteressiert, bewohnen eine großzügige Berliner Altbauwohnung mit Parkett und Stuck, im Garten stehen Birken. Alle drei sind PoC, ihr Vater war US-GI, verheiratet ... weiterlesen
Die im Vorjahr mit dem Mülheimer Dramatikpreis ausgezeichnete Autorin nimmt sich in ihrem neuen Stück das Theater selbst vor. Zuerst analysiert Sivan Ben Yishai das Geschehen auf der Bühne, wo Schauspielerinnen und Schauspieler sich als kritische Künstlerinnen und Künstler verstehen, solange sie damit nicht ihre Festanstellung gefährden. Danach liegt der Fokus auf dem Zuschauerraum, wo lauter Menschen sitzen, die bereits vor Beginn der Vorstellung am liebsten wieder zu Hause wären. Am Ende ... weiterlesen
Katja Brunner hat 2013 für „von den beinen zu kurz“ den Mülheimer Dramatikpreis gewonnen. Zehn Jahre später ist die Schweizer Autorin wieder für die „Stücke“ nominiert. „Die Kunst der Wunde“ ist eine lose Folge von kleinen Szenen und Monologen, die durch ein großes Thema verbunden sind: den Zugriff der Gesellschaft auf das Individuum. An diesem Thema arbeitet das Stück sich in wechselnden Tonlagen und Situationen ab: Erziehung und Beziehung, Krankheit und Arbeit, Staat und Familie. „Schau wie ... weiterlesen
Wer hätte vermutet, dass sich aus den guten alten, leicht sentimentalen Bremer Stadtmusikanten ein bitterböses Diskurs-Märchen auf dem Stand der aktuellen kritischen Debatten reimen lässt? Das musikalisch nicht immer harmonische Quartett – Esel, Hund, Huhn und Katze – beweist in Martin Heckmanns’ Überschreibung jedenfalls höchst menschliches Krisenbewusstsein, politisch und soziologisch erstaunlich beschlagen. Zum Beispiel Hund Schlau: „Das hängt alles zusammen mit der Welt-, Leistungs-, ... weiterlesen
Schon wieder Jelinek? Ja. Aber es muss sein. Mit „Angabe der Person“ hat die österreichische Literaturnobelpreisträgerin ein Stück vorgelegt, an dem man in der Auswahl für Mülheim nicht vorbeikommt. Ausgehend von einer Steuerfahndung, die in ihr intimstes Privatleben eindrang, zieht die Autorin eine Art Schreibens- und Lebensbilanz – nicht, ohne in ätzenden Gedanken-Loops weiter auszugreifen: auf die Finanzwirtschaft, die NS-Vergangenheit, auf Deutschlands „Untaten“ und „Untoten“, Nazis und ... weiterlesen
Katzenbilder auf Instagram spiegeln vor allem das Kuschelbedürfnis ihrer Betrachter. Eleonore spiegelt nur sich selbst, ist sich selbst genug – als Katze, nicht als Frau. Und kuschelt mit niemandem. Es braucht allerdings die krallenscharfe Beobachtungsgabe der Dresdner Dramatikerin Caren Jeß, damit in diesem Monolog das Animalische und das Menschliche, das (Tier-)Fabelhafte und das Individualistische zusammenfinden. Wir verfolgen also die Metamorphose einer Immobilienmaklerin, die eines Tages ... weiterlesen
Die Frage, was das Theater tun soll – und ob es überhaupt etwas ausrichten kann – angesichts der immensen Katastrophen unserer Tage, wird zurzeit ja heftig diskutiert. Wie soll das schließlich funktionieren: dramatische Sinnstiftung zu Klimadesaster, (Post-)Pandemie und Krieg? René Pollesch und Fabian Hinrichs geben darauf an ihrem gemeinsamen Abend tatsächlich eine Antwort – und zwar, indem sie die eigene Verzweiflung einfach gnadenlos klar und ehrlich offenlegen, ohne dabei auf Witz und ... weiterlesen
Ein Kind ist gestorben. Ein Unfall. Die Eltern reagieren auf diesen Schicksalsschlag unerhört radikal: Sie ignorieren den Tod und betäuben den Phantomschmerz mit einem Phantomkind. Sie sprechen, spielen, leben via Chatfunktion mit ihrem einzigen Sohn. Und sie tun das nicht nur für sich. Sie ringen mit den Behörden darum, dass ihr Kind weiter zur Schule gehen darf. Youtuber und TV-Reporterinnen hypen die Story. Der Vater wirkt in dieser Illusionsblase nicht ganz gefestigt, aber die Mutter ... weiterlesen