Rohkost


Kolumne

Es bringen

Die Handlung erreicht irgendwo zwischen Ödipuskomplex und adoleszentem Identitätschaos ihren dramatischen Höhepunkt. Der Schauspieler in der Rolle des Luis entledigt sich bedeutungsvoll jedes Kostümteils einzeln und steht in Unterhose mit ausgebreiteten Armen im hinteren Bühnendrittel vor einer Windmaschine.

Vereinte Nationen

David Lau verlässt als Vater Anton am Ende der Inszenierung die Spielfläche, zieht sich bis auf die Unterhose aus, reißt pathetisch seinen falschen Bart von der Oberlippe, wendet sich ans Publikum und sinniert über eine Hummel.

Die Vernichtung

Der Abend erreicht seinen energetischen Höhepunkt: Technomusik, unverständlicher Chortext, weißes Rauschen. Wenig später tollt Jonas Grundner-Culemann nackt durchs Paradies. Springt in einen kleinen Teich, wäscht sich und plantscht ein wenig.

Wahrer Kern?

Drei Männer steigen aus. Theaterfiguren auf der Suche nach dem wahren Kern. Sie verlassen das falsche Spiel der Gesellschaft. Sie kehren ihr Innerstes nach Außen, sind real, verletzlich und menschlich. Sie entledigen sich des Theatralen. Befreien sich vom Kostüm, lassen ihre Masken fallen. Da steht er: der authentische, wahre Mensch. Naturbelassen und roh.

Ein Moment der „Hoffnung“ oder hippieske Naivität?