+++ Szenen für Morgen: Live-Blog zum Thema Klimafolgenanpassung +++

Unsere FrageBLICKE auf...

HIMMEL UND HÄNDE von Carsten Brandau

Ein Gespräch des BLICKE-Teams (BT) mit Autor Carsten Brandau (CB), Regisseur Winfried Tobias (WT), den beiden Schauspieler*innen Marcus Krone (MK) und Alice Katharina Schmidt (AKS) und Regieassistentin Chiara Gort (CG) über Text und Inszenierung von Himmel und Hände.

 

Inwiefern waren die Schauspieler*innen an der Entwicklung des Textes beteiligt?
MK: An der Entwicklung selbst waren wir kaum beteiligt. Wir haben Teile des Stücks jeweils vor Kindergärten und Grundschulen in Form von szenischen Lesungen gezeigt, um ein Feedback zu erhalten. Dazu haben die Kinder während des Sehens gemalt. Entwickelt wurde die Inszenierung aber vorrangig von Winfried Tobias und Carsten Brandau.

Wie kam die Besetzung zustande?
WT: Am Anfang habe ich mir zwei Frauen in den Rollen von A und O vorgestellt. Als dann jedoch Marcus Krone ans Theater der Stadt Aalen kam, haben wir ihn für die Besetzung angefragt.
AKS: Interessanterweise hatte ich erst die Rolle von A im BLICK und Marcus wollte das O darstellen. Das war für uns relativ schnell klar. Aber festgelegt haben wir es erstmal noch nicht. Das ist dann erst in der Probenarbeit passiert – und wie ihr gesehen habt ja auch in umgekehrter Besetzung.
WT: … die hatte ich ehrlich gesagt auch von Anfang an so im Kopf.

Wurden die Kinder an den Kindergärten und Schulen für das Stück befragt? Sind sie an der Entwicklung beteiligt?
CB: Ich hatte im Grunde schon eine Idee für das Stück im Kopf, die ich dann auch so nach und nach aufgeschrieben habe. Aber es kam auch vor, dass ich Ideen der Kinder übernommen habe. Bei Himmel und Hände ist es zum Beispiel die Insel, auf der sich die Schule von A befindet. Die hat sich ein Kind ausgedacht.

Marcus und Katharina, Ihr habt ja jetzt schon mehrere Vorstellungen gespielt. Welche Unterschiede gibt es für Euch im Spiel?
MK: Es gibt ja diese Sequenzen, in denen wir kurz aus dem Spiel aussteigen und die Kinder befragen. Da ist es schon wichtig, dass der Raum für ihre Antworten dann auch da ist. Jedoch haben wir im Laufe der Zeit gemerkt, dass dann der Moment um die Kurve zum Spiel wieder zu kriegen nicht verpasst werden darf.
AKS: Mich beeindrucken auch immer am meisten die Momente, in denen die Kinder am Spiel beteiligt sind. Heute zum Beispiel hat ein Kind in der Szene, in der A die Sonne auf- und unter gehen lässt, gerufen: „Die Welt dreht sich! Die Welt dreht sich!“. Dadurch hatte Marcus als A eine Begründung für den darauf folgenden Text und eine Möglichkeit der Interaktion. Der Text ist insofern auch wirklich gut geschrieben, als dass er die Interaktion zwischen uns Spielenden und den Kindern befördert.

Was muss bei Inszenierungen für so junge Kinder beachtet werden?
AKS: Auf keinen Fall sollte man Kinder unterschätzen! Sie wollen in ihrer Fantasie- und Gedankenwelt ernst genommen werden und ein Gegenüber auf Augenhöhe haben.

Wir finden die Nutzung der Requisiten in der Inszenierung sehr gelungen. Wie seid Ihr darauf gekommen?
MK: Am Anfang haben wir von unserer Ausstatterin Ariane Scherpf sehr viel Material zur Verfügung gestellt bekommen. Bei den Proben haben wir dann schnell reduziert, weil wir vieles doch nicht brauchten. Da war sie zum Glück auch sehr entgegenkommend.
AKS: Genau, wir haben da gemerkt, dass wir Platz brauchen – für uns und unser Spiel und für die Zuschauenden, um eigenen Vorstellungen Raum zu geben. Bei den auf Zettel geschriebenen Buchstaben haben wir auch lange überlegt, wollten sie dann jedoch als haptische Erfahrung für die Kinder beibehalten.

Wie wurden die Figuren von Euch erarbeitet?
AKS: Der Text hat da schon viel hergegeben an Eigenschaften von A und O – was sie mögen oder nicht mögen. Und die Buchstaben an sich geben ja auch schon einiges vor. Daran haben wir uns orientiert.
CB: Für mich sind die beiden auch eigentlich Clowns und nicht Figuren.

Wir haben uns als Erwachsene vom Stücktext sehr angesprochen gefühlt. Wie kam es zu der Entscheidung, Kinder als Zielgruppe in den Fokus zu nehmen?
CB: Ich schreibe ein Stück nicht zielgruppenspezifisch. Es gibt keine Zielgruppe. Bei Himmel und Hände hatte ich zwar die Idee, dass es ungefähr ab 6 Jahren geeignet sein soll, aber grundsätzlich möchte ich, dass meine Stücke für alle Menschen zugänglich sind.

Wie steht Ihr zur pädagogischen Vermittlung von Theater? Braucht es Vor- und Nachbereitungen von Stücken?
WT: Vermittlung sollte schon stattfinden – wir machen hier ja gerade nichts anderes als eine Nachbereitung des Stückes. Ich finde, dass Welt durch Kunst begreiflich wird. Allerdings stehe ich dem erklärenden Charakter von pädagogischer Vermittlung kritisch gegenüber.
CB: Ein Stücktext sollte in sich verständlich sein und keine Vor- und Nachbereitung erfordern.
BT: Das Team der KinderBLICKE stellt nach jeder Vorstellung für die Kinder Material zur Verfügung, mit dem sie ihre Eindrücke malerisch zum Ausdruck bringen können. Vielleicht ist das eine sinnvolle Methode um Impressionen einzufangen, ohne dabei zu erklären oder zu resümieren, was gesehen wurde.

Zum Schluss stellt Regisseur Winfried Tobias die spannende Frage, wo im Theater die Begegnung stattfindet? Sind wir Carsten Brandau begegnet, weil wir die Inszenierung seines Stückes gesehen haben, oder weil wir mit ihm darüber gesprochen haben? Oder vielleicht schon beim Lesen?
Wir denken, dass eine Begegnung immer da möglich ist, wo wir als Konsumierende eines Textes oder einer Inszenierung einen EinBLICK in die Gedanken, Gefühle, Meinung des*der Autor*in oder des*der Regisseur*in erhalten. Besonders fruchtbar wird es dann, wenn wir darüber hinaus an diese Darstellung von Welt anknüpfen und uns mitziehen lassen können, so wie es heute bei "Himmel und Hände" der Fall war!

 

Außerdem dabei war Stücke-Blog-Autorin Maria Segat - ihre Eindrücke sind hier zu finden.