25. Mai 2016 •
Es gibt sie nach nahezu jeder Aufführung bei den „Stücken“. Mal werden sie mehr, mal weniger frequentiert, aber auf sie zu verzichten scheint keine Option: die Publikumsgespräche. Die Mitglieder der Blogredaktion haben in den vergangenen Festivalwochen Statements und Stimmungen eingefangen und konnten unterschiedlichste Gesprächsverläufe beobachten: muntere Plauderstunde, politische Debatte, träge Redeunlust, spontaner Theorieexzess, amüsante Missverständnisse. Was macht ein gutes Publikumsgespräch aus?
„Im günstigsten Fall komme ich als Moderator überhaupt oder fast gar nicht vor, werde nur zum Frage-Antwort-Manager“, erklärt Michael Laages. Der Journalist und Dramaturg aus Hannover ist in diesem Jahr zum ersten Mal allein verantwortlich für alle Gespräche bei den „Stücken“. Er bereitet dabei keine abzuarbeitende Frageliste vor, sondern bringt eine Anfangsidee mit, die die Diskussion ins Rollen bringen soll. „Es ist ein Glücksfall, wenn das Ensemble sich einmischt und das Gespräch trägt – denn eigentlich hat es seine Arbeit für diesen Abend ja schon erledigt. Umso mehr würde ich mich über eine lebendige Beteiligung des Publikums, über mehr Nachfragen freuen.“ Denn für das Publikum sei die Veranstaltung schließlich da.
Auf die Zuschauenden kommt es an
Natürlich kommt nicht immer eine gute Diskussion zustande. „Gerade die Gespräche nach der zweiten Aufführung sind schwierig. Hier muss ich abwägen: Alles so zu machen wie am Vorabend, ist keine Option“, sagt Laages. „Ich versuche es oft mit einer Zusammenfassung und damit, das Gespräch möglichst früh zu öffnen.“ Hier kommt es wieder darauf an, dass die Zuschauenden mitspielen – und natürlich die Autor:innen. Denn um die geht es beim Festival.
Und die latent hierarchisierende Podiumssituation im Kammermusiksaal der Stadthalle? „Etwas mehr Flexibilität wäre schön – zum Beispiel, wenn nur wenige Gäste da sind, an drei Tische unten ins Foyer umzuziehen. Im Theater an der Ruhr, wo ich in diesem Jahr zum ersten Mal moderiert habe, ist es im Vergleich zur Stadthalle schon etwas gemütlicher.“ Eine direkte Verbindung der Örtlichkeit zur manchmal etwas mauen Beteiligung sieht Michael Laages aber nicht.
„Meistens macht das schon Spaß“
Zum Abschluss der diesjährigen „Stücke“ steht noch die große Jurydebatte an. „Ich werde bei der Moderation besonders auf die Formalien achten. Mit Meinungen zu hantieren, ist nicht mein Job – ich hantiere mit Neugier. Bei allen Gesprächen setze ich bei Punkten an, die mich selbst an den Stücken interessieren. Als Moderator versuche ich außerdem, eine gewisse Sensibilität der Diskutierenden im Umgang miteinander aufrechtzuerhalten.“
Zumindest die Jurydebatte könnte anstrengend werden. Macht es eigentlich Spaß, zu moderieren? „Meistens schon. Es ist schön, so viel mit Menschen zu reden, die mir angenehme Berufe ausüben.“ Wobei der „Stücke“-Zwischenwohnsitz in der Innenstadt die persönliche Stimmung auch trübe. „So viel Leerstand. Mülheim zeigt mir immer wieder, wie sehr diese Region auch Krisengebiet ist.“ Die Kunst fängt diese Probleme immer nur zeitweise auf – wie die „Stücke 2016“ mit den Blog-Büros und zahlreichen Dekorationen in der Fußgängerzone. Aber sie haben ein Publikum und das könnte vielleicht auch einmal über diese Themen reden.