we are blood

Szene aus we are blood von Fritz Kater
Schauspiel Leipzig

2 Stunden 45 Minuten, eine Pause



Stücke 2011

 

Die Stadt Wittenberge ist typisch ostdeutsches Zwischendrin: Eine Verwaisstelle sozialistischer Industrie an der ICE-Strecke Hamburg-Berlin, also der perfekte Platz für ein Projekt über Wendeverlierer. 2009 begann hier eine Feldforschung von Soziologen mit Rechercheanspruch und Autoren mit Gespür für das Dramatische, um zu schauen, wieviel Mut zurück blieb. Dabei entstanden mehrere Stücke, die am Berliner Maxim Gorki Theater uraufgeführt wurden, darunter we are blood von Fritz Kater. In der langen Serie von Kater-Dramen über post-sozialistische Trotzhoffnungen ist dieses Mehrpersonenstück eines der tragikomischsten, aber vielleicht auch das komplexeste. Etabliertes Stadtpersonal (Ingenieur, Arzt, Richter) trifft auf Notaussteiger aus dem kapitalistischen Turbozug (Umweltschützer, Arbeitsloser und todkranker Junge), was absurde Konflikte persönlicher wie weltanschaulicher Art zeitigt – und zwar im ständigen Kreuzsprung zwischen Siegern und Verlierern. Entwickelt hat Kater aus dieser Situation ein großes Gesellschaftsporträt über gebrochene Biografien mit stark ironischen Zügen.
Die teils einfühlsame, teils burleske Inszenierung des Centraltheaters Leipzig von Sascha Hawemann zeichnet ein prägnantes Bild der fragilen Befindlichkeiten in einer Stadt ohne vernünftige Perspektive – und formuliert dabei eine Liebeserklärung an die stolze Beharrlichkeit all jener, die sich nicht unterkriegen lassen wollen.
Till Briegleb
 

Uraufführung: 
19.11.2010

 

Mit: Sarah Franke, Manuel Harder, Benjamin Kiesewetter, Christian Kuchenbuch, Paul Matzke, Hagen Oechel, Emma Rönnebeck, Melanie Schmidli

Regie: Sascha Hawemann
Bühne: Wolf Gutjahr
Kostüme: Hildegard Altmeyer
Licht: Henrik Vorberg
Dramaturgie: Johannes Kirsten