Rainald Goetz’ Königsdrama steigt hinab in die US-Demokratie nach dem 11. September. Dort wird im (Un-)Geist Carl Schmitts der Ausnahmezustand genutzt, um die Befugnisse des Staates auszuweiten. Die Misshandlungen von Abu Ghraib stehen im Windschatten eines nicht minder monströsen Zynismus: Karrierejustiz, narzisstische Politik und Bürokratie zimmern Krieg und Folter die Bühne. Goetz führt Machtmechanismen anhand eines böse komischen Figurenbestiariums vor, amalgamiert dazu US-Politiker und -Militärs mit deutschen Namen. Jeder und jede spricht sein Kalkül schamlos aus; umso beklemmender klingt die Einzelstimme des Opfers. „Reich des Todes“ arbeitet sich durch Hinterzimmer-Politiken und Fantasie-Prozesse, Folterszenen und poetologische Reflexionen, und fragt dabei unermüdlich nach dem Systemversagen des Westens, den Gründen von Hass und Macht.
Eva Behrendt
Mit:
Sebastian Blomberg, Eva Bühnen, Sandra Gerling, Daniel Hoevels, Josefine Israel, Markus John, Burghart Klaußner, Anja Laïs, Wolfgang Pregler, Lars Rudolph, Maximilian Scheidt, Holger Stockhaus, Tilman Strauß, Michael Weber
und
Camilla Busemann (Violine), Theofanis Gkioles Blatsoukas (Percussion), Michael Heupel (Bratsche), Anna Lindenbaum (Bratsche), Wassim Mukdad (Cello), Yuko Suzuki (Percussion)
sowie
João Pedro de Paula, Samuli Emery, Sayouba Sigué, Valentí Rocamora i Torà (Tanz)
Regie: Karin Beier
Bühne: Johannes Schütz
Kostüme: Eva Dessecker, Wicke Naujoks
Komposition, musikalische Leitung und Einstudierung „Beschluss“, V. Akt: Jörg Gollasch
Videodesign: Voxi Bärenklau
Dramaturgie: Ritha Thiele, Ralf Fiedler
Licht: Annette ter Meulen
Einstudierung Sprechchor „Desastres de la Guerra“, IV. Akt: Christine Groß
Körpertraining und choreografische Mitarbeit: Valenti Rocamora i Tora
Mitarbeit Videorecherche: Vanessa Christoffers-Trinks
Produktionsleitung: Anna Werner
Hinweis: Die Uraufführung „Reich des Todes“ thematisiert u. a. die Misshandlung und Folter irakischer Gefangener in Abu Ghraib, wozu auch sexuelle Demütigungen gehören. In diesem Zusammenhang gibt es in der Inszenierung Szenen, projizierte Bilder und Fotos, die Gewalt und Nacktheit zeigen.