
Seit 1999 laden die Mülheimer Theatertage auch ausländische Inszenierungen zum Festival ein. Oft sind dies Stücke, an denen im Rahmen der Internationalen Werkstatt „Theater übersetzen“ gearbeitet wurde. In diesem Jahr wäre das Théâtre POCHE/GVE aus der Schweiz mit einer französischen Version des Stücks „dosenfleisch“ von Ferdinand Schmalz in Mülheim zu Gast gewesen. Wir hoffen, Ihnen „viande en boîte“ nun nächstes Jahr bei den „Stücken 2021“ zeigen zu können.
Dosenfleisch ist tierischen Ursprungs und kommt in Form von haltbarer Wurst auf den Tisch. Ferdinand Schmalz geht es allerdings nicht um irgendeine Wurstfabrikation, sondern um Fernstraßen, Autobahnen und all die Menschen, die als Unfall-, Haftpflicht-, und anderweitig versichertes Crashpotential unterwegs sind. High Tech-Dosenfleisch in Blechkisten mit Internetanschluss und Einparksensorik. In seinem Stück lässt er einen Fernfahrer, den Versicherungsfahnder Rolf, die ehemalige Schauspielerin Jayne und eine gewisse Beate sprechen. In deren Raststätte treffen sie aufeinander und erzählen vom mörderischen Treiben draußen auf der Piste. Jayne zum Beispiel war selbst einmal „fleischsalat“ und hatte nach einem Unfall „die strenge form verloren“. Sie sei dereinst rundum „unverdellt“ gewesen, meint sie, jetzt aber nur noch „totalschaden“.
Der österreichische Sprachartist Ferdinand Schmalz war bereits mehrmals für den Mülheimer Dramatikpreis nominiert.
Jürgen Berger
Mit: Angèle Colas, Vincent Coppey, Guillaume Miramond, Léa Pohlhammer
Regie: Jean-Louis Johannides
Bühne: Valeria Pacchiani
Kostüme: Anna Pacchiani
Musik: Andrès Garcìa