Buch (5 ingredientes de la vida)

Fritz Kater: Buch [5 ingredientes de la vida], Schauspiel Stuttgart, Münchner Kammerspiele / Foto: JU_OSTKREUZ
Münchner Kammerspiele

3 Stunden 50 Minuten, eine Pause

 

 

Stücke 2016

 

Von 1966 bis 2013: Fritz Kater schlägt den ganz großen Nachkriegsbogen von Amerika über die DDR in die Bundesrepublik mit einem Zwischenstopp in der afrikanischen Steppe. Was hält das Leben zusammen – oder nicht?
Ein schlimmes Gift ist alles, was nach Utopie riecht. Den armen Ernst hat diese Droge innerhalb kurzer Zeit ruiniert. Eben noch ein zukunftsoptimistischer Wissenschaftler, der an einer gloriosen Menschheitszukunft herumfabuliert, liegt sein Leben nur acht Jahre und einen Systemwechsel später in Trümmern: Die Frau hat ihn verlassen, die Kinder kommen ins Heim, er selbst ist schwerer Alkoholiker.
Ernsts Kinder, denen die nächsten Stationen gehören, setzen auf andere Werte. Es geht um Fantasie, mit der man sich aller Zumutungen erwehrt, um erste Liebe, um Schreiben, Party und das Leben im Augenblick. Die Spur der jungen Leute verliert sich ein paare Jahre nach der Wende in der großen Reisefreiheit unter Beziehungsproblemen auf irgendeinem internationalen Airport.
So viel zu Forschung, Liebe und Familie. Folgen noch Stationen zu Umwelt und Kunst. Im vierten Teil erlebt man die Zerstörung von Landschaft und Ökosystem aus der Sicht einer afrikanischen Elefantenkuh. Schließlich verstrickt sich Martin, ein internationaler Konzeptkünstler zwischen Installation und Land Art, in die alten Fehler von Ernst: groß denken, falsch leben. Damit wäre 2013 erreicht, die gute alte Fortschrittsrakete von 1966 hat sich gründlich in den Boden gebohrt.
Franz Wille

 

Uraufführung: 
10.4.2015

 

Mit: Svenja Liesau, Thomas Schmauser, Anja Schneider, Max Simonischek, Edmund Telgenkämper, Ursula Werner, Miles Perkin

Regie: Armin Petras
Bühne: Volker Hintermeier
Kostüm: Patricia Talacko
Musik: Miles Perkin
Video: Rebecca Riedel
Choreografie: Berit Jentzsch
Licht: Gregor Roth, Jurgen Kolb
Dramaturgie: Jan Hein, Tobias Staab

 

Stückabdruck: 
Theater heute 6/2015