24. Mai 2016 •
Montag, 23.5. Es ist früh. Zu früh. Und leer. Zu leer? Moment, kann es zu leer sein? Ist die Leere das Nichts, und kann das Nichts Überschüsse produzieren? Das feinfeuchte Rundumtrauma verleitet beinahe zu antriebslosen Herumphilosophierereien, deren hochwahrscheinliche Ergebnislosigkeit noch tiefer in Trübsinn zu stürzen droht. Und es zwingt zur Flucht ins Feindesland, jenes von sich immer noch idealistisch an kapitalismuskritischen Grundannahmen Festklammernden sonst selbst bei Regen großzügig umgangene „ORUM“. (Waren bei Entwendung des Leuchtbuchstabens am Eingang ebenfalls Kapitalismuskritiker:innen am Werk? Oder genügte purer Vandalismus?)
Im Kriegsgebiet
Hinter den gläsernen Demarkationstüren blättern sich die Anlässe für eine umfassende Sozialstudie auf. Morgens, halb elf in Mülheim. Zuckrige einzelverschweißte Waffelprodukte sind nicht beim Verzehrtwerden zu beobachten; stattdessen gibt es diverse Beispiele eines menschlichen Aneinandervorbeis. Erstaunlich aktive Grüppchen ziemlich offensichtlich schulschwänzender junger Menschen schnattern die Rolltreppen hinauf und hinunter. Eine junge Mutter hat sich vorgenommen, auf dem Weg zur S-Bahn den Weltrekord im Kinderwagen-Schnellschieben zu knacken. Der im innenarchitektonischen Konzept festgesetzte eklatante Mangel an Sitzgelegenheiten fordert den nächsten Generationenkrieg heraus: Die einzige vorhandene Bank ist von einer Ansammlung Rentner*innen okkupiert, die in schweigender Revolte ihr Gebiet durch weiträumig abgestellte Rollatoren auszudehnen versuchen.
Nasse Konkurrenz
Eine Notizerfassung erlaubende Minute ist im dudelnden Durchgangsverkehr kaum zu finden. Also wird die Konsumkältezone (ohne bleibende Schäden?) wieder verlassen. Vor der Blogredaktion unter dem Vordach des Hotel Noy hat sich ein Herr mit dem „Wachtturm“ platziert, an dessen Seite (aber ohne dessen Einflussnahme) nun die Aufzeichnungen niedertröpfeln. Die sprudelnden Säulen in der Fußgängerzone haben immer noch ziemliche Konkurrenz von oben.