Was ist eigentlich mit Oma los?
Balthasar ist acht Jahre alt und oft bei seiner Oma, wenn die Eltern noch arbeiten. Monika ist eine liebe Oma, so eine richtige Küchen- und Kuchen- back-Oma. Sie macht gern Kreuzworträtsel zusammen mit ihrem Enkel, denn ihr fallen nicht gleich alle Wörter ein. Als Balthasar einmal länger bei der Oma bleiben muss, fällt ihm auf, dass Monika nicht nur Wörter verwechselt, sondern auch Erinnerungen vergisst und sogar nahe Verwandte durcheinanderbringt. Der aufgeweckte Junge erkennt, dass das zwar beunruhigend ist, aber auch eine Situation, mit der beide spielen können – und dass er schließlich mehr über das Leben seiner Oma und seine eigene Familiengeschichte erfährt. Balthasar erfindet Rollenspiele, in denen seine Oma aus ihrem Leben erzählt, aber auch von dem Leben, das sie wohl gern als bekannte Journalistin geführt hätte, aber nicht erreichen konnte. Damit entstehen in Monikas Küche immer wieder ungewöhnliche, attraktive Situationen der beiden Figuren als Spiel im Spiel.
Der Autor Milan Gather behandelt in seinem Stück das Phänomen der beginnenden Altersdemenz mit Empathie und Humor. Im Bereich des Kindertheaters dürfte die Darstellung dieses sensiblen Themas die Erschließung von Neuland sein. Gleichwohl kann in diesem Zusammenhang der Altersdemenz von einem Phänomen mit gesellschaftlicher Dimension gesprochen werden, wenn Kinder diese heute vermehrt bei ihren Großeltern und Urgroßeltern erleben.
Sollen Kinder das als Krankheit erkennen oder eher als eine altersbedingte Erschöpfung? Was ist der angemessene Umgang damit? Und handelt es sich dabei auch um eine psychologisch besondere Annäherung aus zwei unterschiedlichen Altersrichtungen? All diese Fragen sind in „Oma Monika – was war?“ mit eingeflossen. Aber nicht als Belehrung, sondern als Spiel – was dieses Stück eben besonders wertvoll macht. Der Autor hat sein Stück an dem Theater selbst inszeniert, wo er sonst auch Schauspieler ist.
Thomas Irmer