KinderStücke 2012
„Ich male ihr so lange Bilder, bis sie wieder fröhlich ist.“ Das sagt Baltus, 6 Jahre, zu Beginn des Stückes. Mit „sie“ meint er seine Single-Mutter, mit der seit einiger Zeit etwas nicht zu stimmen scheint. Was sich auch als Drohung lesen ließe, beschreibt in nur wenigen Worten ein ganzes Universum von Unglück, in dem sich beide befinden. Baltus versinkt in seinen Verlustängsten, seine Mutter fühlt sich durch die klammernde Zweisamkeit ausgesaugt und findet nur noch schwer Kontakt zur Außenwelt. In seiner Not sucht Baltus Rat bei Claire, der drei Jahre älteren Nachbarstochter. Sie redet Baltus ein, seine Mutter habe sich einen bösen Geist eingefangen, der ihr die gute Laune geklaut hat. Alsbald sieht Baltus nur noch Geister, überall. Auch der unerwartet auftauchende neue Freund der Mutter wird für ihn zu einem bösen Geist. Und den gilt es mit allen möglichen Mitteln zu vertreiben.
Lutz Hübner beschreibt in sehr witzigen und pointierten Dialogen den schwierigen Übergang aus einer symbiotischen Eltern-Kind Beziehung in eine mögliche Patchwork-Familie. Ein komplexes, subtiles und hochaktuelles Thema, das alle Beteiligten fordert und letztlich überfordert. Und so bleibt nicht aus, dass alle fast alles falsch machen und nichts zusammen geht. Doch das Scheitern birgt auch erste Lernschritte.
Lutz Hübner, der schon 2009 und 2011 bei den „Stücken“ in Mülheim vertreten war, hat mit Held Baltus sein erstes Stück für Kinder geschrieben.
Werner Mink
Mit:
Claire: Alessa Kordeck
Elmar: René Schubert
Hanna: Regine Seidler
Baltus: Roland Wolf
am Piano: Burkhard Niggemeier
Regie: Jörg Schwahlen
Bühne und Kostüm: Anja Kerschkewicz, Eva Krämer
Musik: Burkhard Niggemeier
Dramaturgie: Winfried Tobias
Theaterpädagogik: Nora Hoch
von Lutz Hübner, unter Mitarbeit von Sarah Nemitz