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Unser RöntgenBLICK auf...

THILO REFFERT

In 5 Sätzen – wie ist es passiert, dass du Theaterstücke schreibst?

(1) Vor fünfzehn Jahren wollte ich unsere erste Tochter in der Kita anmelden.
(2) Dazu musste ich eine Arbeitszeitbescheinigung vorlegen und zwar gestempelt.
(3) So ein Stempel kostete damals 16,- DM, aber ich musste ja einen Beruf angeben!
(4) Ich entschied mich für BÜHNENAUTOR.
(5) Ehrlicher wäre gewesen ÜBERLEGE NOCH.

 

Wo schreibst du am Liebsten? Warum?

Ich schreibe am liebsten an meinem Schreibtisch in unserem Haus, da kann ich mich am besten konzentrieren.

 

Gehst du immer nach dem gleichen System oder Prinzip vor, wenn du schreibst? Würdest du es uns verraten?

Zuerst muss ich die Geschichte flüssig erzählen können. Dann teile ich die Geschichte in Szenen oder Kapitel und nach diesem Plan schreibe ich dann jeden Vormittag, bis ich durch bin. Das schwierigste dabei ist herauszufinden, an welchen Stellen ich der Weisheit meines Planes folgen muss und wann ich einfach Unsinn verzapft habe.

 

Wann hast du das Gefühl, dass ein Stück/Text fertig ist?

Immer nach jeder Fassung und nie endgültig. Denn mit etwas Abstand und nach dem Austausch mit Lektoren, Dramaturgen, Redakteuren und Regisseuren ist der Text wieder unfertig und ich arbeite an der nächsten Fassung. Zwischen der ersten Idee und der letzten Fassung können viele Monate liegen.

 

Was tust du als Erstes, wenn ein Stück doch mal fertig ist?

Der Film „Misery“ beginnt mit so einem Abschluss-Ritual. Der Schriftsteller tippt ENDE, zieht das letzte Blatt aus der Schreibmaschine (der Film ist von 1990) und dann sieht man, er hat eine Flasche Champagner vorbereitet und eine Zigarre oder Zigarette (1990, wie gesagt). Das gönnt er sich dann. Solche Filmschriftsteller sind genauso realistisch wie Filmärzte oder Filmagenten.

 

Wenn du eins deiner Stücke auf der Bühne siehst, was schießt dir (oft) durch den Kopf?

Ich war neulich in Polen und sah die polnische Erstaufführung von „Nina und Paul“. Ich verstand die Worte nicht, ich sah nur die Vorgänge, die Gefühle. Und da dachte ich manchmal, das sind jetzt schon drei Sätze in der gleichen Haltung, das wäre straffer gegangen.

 

Was war deine erste Idee zu „Ronny von Welt“?

Die erste Anregung kam von Michael Miensopust, der später auch inszeniert hat. Wir trafen uns dann in Bodenwerder, wo der Baron von Münchhausen sein Gut hatte – der Pavillon, in dem er erzählt hat, steht noch. Und dort erkannten wir, das Spannende liegt nicht so sehr in den Geschichten, sondern im Vorgang des Erzählens: Entstanden sind die Münchhausen-Geschichten als Erzähltheater.

 

Was, glaubst du, bleibt im Kopf, wenn man „Ronny von Welt“ gelesen hat?

Hoffentlich die Geschichte eines kleinen Kerls, der sich tapfer schlägt.

 

Wie lautet dein liebster Satz aus dem Stück? Warum magst du ihn?

Hm, schwierig; was würde ein Komponist antworten, den man nach seiner Lieblingsnote fragt?

 

Was glaubst du könnte die Lieblingsszene des Publikums sein? Warum?

Bisher mochten die Kinder die Szene am liebsten, in der Giovanni mit einem Zuschauer oder einer Zuschauerin spielt. Ich werde aber jetzt nicht verraten, welchen Platz im Publikum er sich dafür aussucht.

 

Was ist die schönste Reaktion auf eines deiner Stücke, die du je bekommen hast?

Ich war mal einen Nachmittag lang der meistverkaufte Autor in einer Dorfbuchhandlung, nachdem ich dort am Vormittag aus meinen Kinderbüchern gelesen hatte. Vielleicht gingen ja nur zwei, drei Bücher über den Tisch, aber ich stelle mir einfach vor, wie die Schlange bis hinaus auf die Straße reichte und bis zum Ortsausgangsschild.
Das klingt jetzt wie eine Antwort von Ronny, oder?

 

 

 

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