Stücke 2017
Ferdinand Schmalz hat für sein neues Stück ein Thermalbad mit Sanierungsstau als Dampfzelle der politischen Ökonomie gewählt. Wellness hat Konjunktur. Schließlich müssen die ausgebrannten Arbeitnehmerkörper möglichst rasch wieder funktionabel in Schuss gebracht werden. Der überschaubare Ort hat Platz für die ganze Marktwirtschaft und ihre Zielkonflikte. Kurverwalterin Roswitha möchte mit Investorenmillionen in die Luxusliga der Wellnessbranche aufsteigen, und hat leider übersehen, dass solche Körpertempel später von jüngerem Personal geführt werden.
Der neue Bademeister Hannes will zwar auch ein neues Bad, träumt aber von einer sozialen Utopie: Er will nicht nur Burnout-Opfer wieder für das konkurrenzwirtschaftliche Existenzdrama fit päppeln, sondern versteht das Thermalbad als neue Polis eines „zweckfreien, nicht funktionierenden körpers”, der eben nicht an der dauernden Optimierung arbeitet, sondern im Gegenteil den körperlichen Ungehorsam pflegt: „wir fordern eine neue faulheit.” Allerdings hat der Badetheoretiker seinen Thermal-Aufstand ohne die erforderlichen revolutionären Massen geplant. Ausgerechnet die „kureutinnen und kureuten” zeigen am Ende keine Lust auf eine kommende Gemeinschaft im „diskursbad” und schon gar nicht auf den „feuchten traum von einem bademeister”. So endet Hannes nach kurzem Handgemenge, erdrosselt mit einem Badetuch.
Franz Wille
Mit: Klaus Brömmelmeier, Fritz Fenne, Dagna Litzenberger Vinet, Lena Schwarz, Siggi Schwientek, Jirka Zett
Regie: Barbara Falter
Bühne: Dominik Freynschlag
Kostüme: Noelle Brühwiler
Musik: Sandro Corbat
Licht: Daniel Leuenberger
Dramaturgie: Gwendolyne Melchinger