Bilder für uns alle


Kritik

Thomas Melles Stück "Bilder von uns" erzählt auf vielschichtige Art und Weise, wie verschieden Missbrauchsopfer mit den von ihnen verdrängten Erfahrungen umgehen, sobald sie wieder ans Licht und ins Bewusstsein treten. Wir begegnen vier Männern, Jesko, Malte, Johannes und Konstantin: Ihre Verarbeitung der Ereignisse an ihrer ehemaligen Schule reicht von Trauer und Resignation über Wut und das Bedürfnis, die Welt über die Missbrauchstaten aufzuklären, bis hin zu Ablehnung und Verdrängung. Besonders der Protagonist Jesko, welcher Fotografien von sich selber anonym zugeschickt bekommt, verschließt sich völlig den Möglichkeiten, das Geschehene aufzuklären und es vor allem aufzuarbeiten.

In ihrem Video spricht Friederike Wießner mit zwei Zuschauerinnen der Aufführung vom 25.5.2016 im Theater an der Ruhr. Die Reaktionen auf Melles Stück sind enthusiastisch und führen zu einer Diskussion über die Wichtigkeit, ein heikles und trauriges Thema wie Kindesmissbrauch auf die Bühne zu bringen. Außerdem wird kritisch über die Rolle des Mannes in unserer Gesellschaft reflektiert, für den es besonders schwer zu sein scheint, sich einzugestehen, Opfer gewesen zu sein.