12. Mai 2016 •
Mittwoch, 11.5. An langen Theaterabenden wird klar, was wir alle immer schon wussten, aber selten laut aussprechen – das Wetter folgt einer eigenen Dramaturgie.
Bei der Ankunft: Heute ist es schwül in Mülheim. Die Luft legt sich wie ein dichter Schleier auf die Stadt, diese ist verschwiegener als sonst. Still ist es auch im Foyer, vielleicht liegt‘s ja am Wetter. Das dringt allmählich in den Theatersaal herein: Es wird wärmer, die Luft wird dicker. Ein Mann mit einem kleinen Notizblock auf dem Knie schreibt fleißig mit. Seine Gesichtszüge sind gelassen, seine Augen jedoch unruhig. Suchend tasten sie den Bühnenraum ab und nehmen dabei alles gierig in sich auf. Während des zweiten Stuhlumbaus fragt auch er, wann denn (endlich?) Pause sei. Noch nicht.
Dann ist Pause. Bedächtig geht es jetzt zu. Leise und vereinzelt stehen die Menschen an der Bar, um sich eine Erfrischung zu gönnen. Vor dem Theater: Die Schwüle von zuvor ist einer mild-sommerlichen Abendluft gewichen, und ein leichter Wind wiegt die Bäume in den Sonnenuntergang hinein. Es ist bestes Biergartenwetter. Wir aber gehen wieder rein. Zu Beginn des Theaterabends stand das Publikum, jetzt steht die Luft. Man kann sie nahezu schneiden. Kurz bevor es weitergeht, nochmal ein Blick auf die Handyuhr. Ich habe eine SMS bekommen. Der erste Satz: „Draußen ist eine wunderbare Sommerabendurlaubsluft.“ Das Licht geht aus, es geht weiter. Dann ist es vorbei. Wieder draußen: Es ist frischer geworden. Das Biergartenwetter hat sich zwar verabschiedet, doch noch ist nicht alles verloren. Ein Glas Wein lässt sich in dieser lauen Frühsommernacht auf jeden Fall noch trinken.