Werktags Ballontiefflug


Kolumne

Da hängt was. Das hing da doch vorher nicht? Mal schauen. Vorsichtig. Stehen bleiben, aber nicht so lange. Zwei, drei gemütliche Atemzüge oder so. Vielleicht auch nur im Weitergehen den Kopf wenden. Hoffentlich keinerlei Kollisionen hervorrufen und – weiter. Na komm, so virulent wird das schon nicht sein, was sich da hinter der Schaufensterscheibe zusammenkrümelt. Schließlich ist heute bloß Dienstag, und Dienstag ist Dienst, das wusste schon das Sams (manchmal doch ein bisschen schade, dass die „KinderStücke“ keine Adaptionen zeigen …  Aber das ist ja gerade ihre Idee; reines Nostalgiegeschwafel hier also). Und dennoch: Die Mülheimer Fußgängerzone wird vom Leerstand derart gebauchpinselt, dass irgendwas Buntes – und seien das Bunte eben schwarze Ballons mit weißen Worten, wie sie nun das Schaufenster der Blogredaktionen zieren – direkt in den vorbeihuschenden Augenwinkeln kleben bleibt und unmittelbar den Hä?-Rezeptor im Großhirn ansteuert. Der kratzt sich Fragezeichensignale aussendend hinterm Ohr, zuckt dann aber mit der Synapse und schlendert weiter. Schließlich ist bloß Dienstag.

Schatten- und schattierungsreich

Festivals haben nun die Neigung, Wochentage konsequent zu ignorieren und das mit dem Dienst einfach durchzuziehen (und da Freitag natürlich auch Programm ist, können wir die Chance aufs Sams wohl vergessen). Die Blogredaktionsraumbesetzung in der Innenstadt auch. Im Beäugtwerden öffnet sie selbst den Blick nach draußen und sieht: ein fluffig-wuschliges Steingrau. Könnte der Himmel sich in Pflastersteinen spiegeln, er wäre der schönste im ganzen Land. Von zartweißer Watte mit blauen Pigmentflecken über eine Decke gleichmäßiger Betontönung bis hin zu anthrazitfarbenen Klumpen am Horizont braut sich etwas zusammen, das bis zum Nachmittag beiläufig bedrohlich geworden ist; wie der merkwürdige Typ an der Ecke, der da stundenlang zu warten scheint, und über den man nichts weiß, und der ja eigentlich nichts macht … aber vielleicht … doch?

Fragen und Facetten

Eine Schelmin jedoch, wer dies Szenario auf den zu erwartenden Abend bezöge! Knapp vier Stunden „Buch“ sind schließlich nichts, was man auch zu Hause auf dem Sofa haben könnte, auch wenn der erste Leseeindruck da irritieren mag. Also Besorgnis ausknipsen, Vorfreude ein. Blick voraus, noch einmal hoch – ah ja, grau. Blicke nach drinnen hatten immer noch nicht die durchaus willkommene Konsequenz einer neugierigen Nachfrage. Aber schließlich bleibt die Gelegenheit noch über zwei Wochen im Angebot. Und hat übrigens auch fragestundenoffenen Sonntag.