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Homohalal

Ibrahim Amir: Homohalal / Foto: David Baltzer
Staatsschauspiel Dresden

1 Stunde 45 Minuten


 

Stücke 2018

 

Ibrahim Amir hat ein bisschen an der Uhr gedreht. Wie sieht das, was man heute „Flüchtlingskrise“ nennt, 20 Jahre später aus? Also fährt der Zeitpfeil ins Jahr 2037 nach Dresden, wo sich ein paar gute alte Freunde aus dem einstigen „Mittwochscafé“ zu einer Beerdigung wiedertreffen.
In Homohalal ist niemand so, wie sich das bonbonbunte Helferklischee die Integrationswelt schönmalt. Weder sind die mittlerweile in bürgerlichen Karrieren angekommenen Ex-Asylsuchenden bessere Menschen, noch können die ehemaligen Flüchtlingshelfer besondere moralische Bonuspunkte geltend machen. Stattdessen bietet das Wiedersehen um die Urne reiche Gelegenheiten, um ein paar herkunftsunabhängige Fälle von Doppelmoral klarzustellen. Am Ende sind wohl alle einschlägigen interkulturellen Diskursfallen und Vorurteilsfrontalcrashs abgefeiert.
Regisseurin Laura Linnenbaum ölt entschlossen eine Komödienmaschine, in der nichts Realismus behauptet, sondern alles Denkbare möglich ist. Voll schwarzem Humor feiert sie eine vorsätzlich krachlederne Integrations-Klamotte, die für die Minenfelder der interkulturellen Beziehungen vor allem groteskes Gelächter kennt. Vermutlich sind Ibrahim Amir und Laura Linnenbaum damit ihrer Zeit weit voraus: Alle Integrationskrisen sind erst dann vorüber, wenn man über sie herzlich lachen kann. Vielleicht ist es ja schon 2037 soweit.
Franz Wille

 

Uraufführung: 
30.3.2017, Staatsschauspiel Dresden, Kleines Haus

 

Mit: Annedore Bauer, Holger Bülow, Elzemarieke de Vos, Thomas Kitsche, Valentin Kleinschmidt, Matthias Luckey, Rouni Mustafa, Anna-Katharina Muck, Thomas Schumacher

Regie: Laura Linnenbaum
Bühne: Valentin Baumeister
Kostüme: David Gonter
Video: Jonas Englert
Licht: Olaf Rumberg
Dramaturgie: Michael Isenberg

 

Stückabdruck: 
Theater heute 7/2017