+++ Die 50. Mülheimer Theatertage finden vom 10. – 31. Mai 2025 statt. +++

Trilogie der Träumer


von Philipp Löhle
Konzert Theater Bern

Schweizer Erstaufführungen
Uraufführung als Trilogie

Lilly Link kommt  ins Foyer und erklärt in einer Talkshow, warum es wichtig ist, an seine Träume zu glauben. Seit den 80ern, so ihre These, hat sich nichts wirklich bewegt: Atomkraft, Umweltschutz, Klimawandel – alles Themen, die damals schon auf dem Tisch waren und es heute mehr denn je sind. Und warum? Weil alle anderen, zum Beispiel ihre alten Freunde, die damals gemeinsam mit ihr die Welt verändern wollten, sich in bürgerliche Gemütlichkeit zurückgezogen haben und ihre Talente und ihre Kraft für die Verwirklichung kleiner privater Träume verschwenden. Anders als Lilly, die noch immer daran glaubt, dass man einfach nur weitermachen muss, wenn man etwas bewegen will …
Seelenverwandt mit Lilly sind Mörchen und Gospodin, die Helden der beiden Stücke „Die Kaperer“ und „Genannt Gospodin“, die ebenfalls nach Alternativen zum herrschenden gesellschaftlichen Konsens suchen. Mörchen, der geniale Techniktüftler, hat ein Haus erfunden, dass sich bei Hochwasser hydraulisch über das Wasser erhebt. Verheerende Hochwasser sind eines der Horrorszenarien des Klimawandels, aber leider nicht in diesem Sommer: Als der Praxistest möglichen Investoren die Wirksamkeit seiner bahnbrechenden Erfindung beweisen soll, bleibt der Regen so konsequent aus, dass Mörchen darüber fast wahnsinnig wird – und ein tragisches Ende findet.
Einen ganz anderen Lebensentwurf verfolgt Gospodin. Anders als Mörchen glaubt er nicht an die Macht des technischen Fortschritts, sondern will zurück zur Natur. Besitzlosigkeit und die Freiheit, keine Entscheidungen treffen zu müssen, machen den Kapitalismus- und Totalverweigerer zum Aussteiger im eigenen Land. Nur mit einem Lama lebt und bettelt er sich seinen Lebensunterhalt zusammen. Doch als Greenpeace ihm das Lama wegnimmt – Tierschutz! – bricht nicht nur sein eigentlich ganz gut funktionierender Lebensentwurf, sondern auch seine Welt zusammen und Gospodin wird noch mehr als zuvor zum Sonderling und findet am Ende seine Freiheit dort wieder, wo man sie am wenigsten vermuten würde …

Drei Stücke, die zu einer Trilogie gerundet, schmerzliche Probleme von politisch wachen jungen Menschen thematisieren: Wie soll man leben? Wofür soll man sich engagieren? Was ist richtig, was falsch, was ist machbar und was nicht? Ein aktuell brennendes Thema, aber auch in der Rückschau auf das eigene Leben und frühere Ideale ein unterhaltsamer Theaterabend, der durchaus nachdenklich machen kann.

Quelle: Konzert Theater Bern

Mit:
Philine Bührer, Marcus Signer, Michael Pietsch, Andri Schenardi, Mona Kloos, Benedikt Greiner

Regie: Jan-Christoph Gockel
Ausstattung: Julia Kurzweg
Puppenbau: Michael Pietsch
Musik: Jacob Suske
Dramaturgie: Karla Mäder

Aufführungsdauer: 3 Stunden, eine Pause

www.konzerttheaterbern.ch