Liebe!


Kolumne

Liebe und Theater sind Worte, die nicht getrennt voneinander zu denken sind. Doch bei einem ersten Blick auf die diesjährigen Stücke der Mülheimer Theatertage scheint sie zu fehlen. Keine Romantik, bei keinem der Stücke. Keine kitschige Liebesgeschichte und auch kein dramatischer Herzschmerz. Doch heißt das wirklich, dass keine Liebe zu finden ist?

Liebe kommt in verschiedenen Formen. Sie hat nicht immer etwas mit Romantik zu tun. Freunde lieben. Eine Mutter liebt ihr Kind. Wir sollten uns selbst lieben. Das alles ist Liebe. Und die kommt in den nominierten Stücken reichlich vor. Zum Beispiel bei der „Katze Eleonore“ (Caren Jeß), die eine so ausgeprägte Form von Selbstliebe zeigt, dass sie damit sogar unser eigenes Selbstbild aufrüttelt. Auch „Angabe der Person“ zeigt das große Gefühl, gerade durch die Inszenierung, die eine Hommage an Elfriede Jelineks Liebe zu ihrem verstorbenen Mann zeigt. Das eigentliche Thema in „Der Triumph der Waldrebe in Europa“ von Clemens J. Setz ist die Liebe einer Mutter zu ihrem verstorbenen Kind und was diese Liebe für Folgen haben kann.

Kinderstücke zeugen ja meist von einer besonderen Herzlichkeit. Auch dieses Jahr unterstreichen sie eine sehr wichtige Art von Beziehung: die Freundschaft. Platonische Liebe finden wir eigentlich in jedem Stück der diesjährigen Auswahl. Egal ob es die ungleiche Freundschaft zwischen einer lahmen Ente und einem blinden Huhn ist oder der tragische Zusammenhalt der Freunde im diesjährigen Gewinnerstück „Das Märchen von der kleinen Meerjungfrau“ von Roland Schimmelpfennig. Aber auch in den Erwachsenenstücken fehlt es nicht an Freundschaft. Gerade in Heckmanns‘ „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“ durchlaufen die Tiere, während sie um Selbstbestimmung kämpfen, alle Phasen der Freundschaft: vom Kennenlernen bis zum gemeinsamen Ende. Die Theatertage zeigen Freundschaften, die durch dick und dünn gehen und gemeinsam Tiefen und Höhen durchstehen. 

Also noch einmal die Frage: Fehlt die Liebe in den Stücken der 48. Mülheimer Theatertage? Die Antwort ist klar: nein. Liebe ist hier, so wie in unser aller Leben, gar nicht wegzudenken. Liebe und Theater sind eben doch Worte, die nicht voneinander getrennt zu denken sind.