+++ Die 50. Mülheimer Theatertage finden vom 10. – 31. Mai 2025 statt. +++

Optimier dich!


Diskurs

Sei effektiv, besser, schneller, perfekter! Das wird uns von klein auf beigebracht und so fallen wir in den Kreislauf der Selbstoptimierung. Doch was bedeutet eigentlich Selbstoptimierung? Und was passiert, wenn sich jemand dazu entscheidet, aus diesem Kreislauf auszubrechen?

Selbstoptimierung ist im Groben genau das, was man sich unter diesem Begriff vorstellt: die stetige Verbesserung unseres Selbst. In allen möglichen Aspekten unseres Lebens begegnen wir dieser Einstellung, egal ob es dabei um die Arbeitsmoral oder den Fitnesswahn geht. Gerade in unserer heutigen Gesellschaft, in der sich im Netz alle jede Sekunde miteinander vergleichen können, steigt der Druck unser bestes Selbst sein zu müssen. Auch in den Medien wird dieses Thema immer wieder eingebunden, auch wenn es uns nicht direkt bewusst wird, da muss man nur Helen Fieldings Protagonistin aus der gleichnamigen romantischen Komödie Bridget Jones beim Abnehmen zusehen oder dem vollkommenen Wahn Patrick Batemans, dem Protagonisten und unzuverlässigen Erzähler des amerikanischen Romans „American Psycho“ von Bret Easton Ellis. Das große Problem dabei ist ja auch nicht der Wunsch sich ein wenig zu verbessern, sondern, dass es nie genug ist. Es gibt immer etwas, was besser sein kann. Und so optimieren wir uns direkt in einen Teufelskreis, aus dem der einzige Ausweg das Aufgeben zu sein scheint. Doch auch Aufgeben ist schwer in einer Gesellschaft voller Erwartungen.

Autorin Caren Jeß schafft mit ihrer Katze Eleonore eine Figur, die sich aus den Gefügen der Gesellschaft freimacht und als Katze weiterleben will. Die Selbstoptimierung kommt genau dort ins Spiel oder eben die Loslösung eben dessen. Eleonore entscheidet sich: Sie ist eine Katze und will in Zukunft als solche leben. Mit dieser Einstellung entzieht sie sich nicht nur der Gesellschaft, sondern auch aus dessen Anforderungen an sie. Als Katze ist es eben egal wie schön ihre Klamotten sind oder wie erfolgreich sie die Karriereleiter hochklettert. Eine Katze muss sich nicht selbstoptimieren. Mit diesem Porträt einer Frau, die zu solch drastischen Mitteln greifen muss, um der Selbstoptimierung zu entkommen und doch in einer Weise in ihr gefangen zu bleiben, wird dieses Thema auf die Spitze getrieben.

Ein so internalisiertes Thema wie eben die Selbstoptimierung muss uns in Extremen dargestellt werden, um die Chance zur Reflexion zu geben. Und genau das macht "Die Katze Eleonore" von Caren Jeß.