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die unverheiratete

Szene aus Die Unverheiratete von Ewald Palmetshofer
Burgtheater im Akademietheater, Wien

2 Stunden 20 Minuten


 

Stücke 2015

 

Was für eine nette Familiengeschichte: Großmutter hat in jungen Jahren noch eine Woche vor Kriegsende in der österreichischen Provinz dafür gesorgt, dass ein junger Wehrmachtssoldat, der laut ans Desertieren dachte, hingerichtet wurde. Ein Verbrechen, das auch die Biographien ihrer Tochter und Enkeltochter beschädigt. So könnte man die Geschichte, der ein authentischer Fall aus Österreich zugrunde liegt, erzählen. Doch Ewald Palmetshofer hat etwas anderes vor.
Palmetshofer achtet auf Perspektiven, und davon gibt es viele. Nicht nur, was die Großmutter denkt oder zu verschiedenen Zeiten gedacht hat als junge Frau, im Gefängnis und die vielen Jahre danach. Oder was deren Tochter dazu immer gewusst, aber kaum gesagt hat. Oder die Enkelin, die wenig weiß, aber viel redet. Auch was die Zeugen, Richter, Beteiligten bei den Prozessen sagten, als erst der junge Soldat und dann seine Denunziantin verurteilt wurden.
Der weite Stimmenraum verteilt sich auf sieben Schauspielerinnen: Die Junge, die Mittlere und die Alte, also: Großmutter, Mutter und Enkelin, die aber auch mal Rollen tauschen können. Dazu ein Chor aus „4 Schwestern“ oder „die Hundsmäuligen“, potentiell eher missgünstige, figurenflexible Erzählerinnen. Sie werden von ihrem Autor so geführt, dass sich gerade keine lineare Erzählung ergibt, sondern ein komplexes geschnittenes Ineinander von Zeiten und Positionen.
Wer A sagt, muss auch B sagen, heißt es mehrmals: Kausalitäten gibt es viele in diesem gruselig-harmlosen Zeitpanorama zwischen Jugend und Alter, Gerichtssaal und Krankenhaus, Gefängnis und bescheidener Gemütlichkeit. Nur wirken diese A-B-Kräfte meist mindestens über Eck, zeugen unvermutete Wirkungen an unvermuteten Enden. Die Wahrheit bleibt immer eine Konstruktion. Aber es gibt sie.
Franz Wille

 

Uraufführung: 
14.12.2014

 

Mit: Sabine Haupt, Alexandra Henkel, Petra Morzé, Elisabeth Orth, Christiane von Poelnitz, Sylvie Rohrer, Stefanie Reinsperger

Regie und Bühne: Robert Borgmann
Licht: Peter Bandl
Kostüme: Janina Brinkmann
Dramaturgie: Klaus Missbach
Musik: webermichelson

 

Stückabdruck: 
Theater heute, 2/2015
Video: 
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