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Der goldene Drache

Burgtheater Wien, Akademietheater

1 Stunde 45 Minuten

 

 

Stücke 2010


Ein Stück über die dunklen Seiten unserer globalisierten Welt. Es spielt in einem asiatischen Schnellrestaurant und in den Wohnungen darüber. Am Hauptschauplatz, in der Küche, leidet ein junger Chinese unter fürchterlichen Zahnschmerzen. Er kann nicht zum Arzt, er hat keine Papiere. Also ziehen ihm seine asiatischen Kollegen den Zahn mit der Rohrzange. Das geht nicht gut. Der Chinese verblutet und wird im Fluss entsorgt – das ist die Haupthandlung. Dazwischen geschaltet: Szenen aus dem Haus. Große Dramen im Kleinen. Ein Mädchen wird ungewollt schwanger, ein Mann von seiner Frau verlassen, eine Stewardess findet den Zahn des Chinesen in ihrer Thaisuppe... Und dann gibt es da noch eine dritte Erzählebene: Auf der spielt die Fabel von der Grille und der Ameise, die nach und nach brutale menschliche Züge annimmt.
Roland Schimmelpfennig hat mit Der goldene Drache eine bitterkomische, rabenschwarze Sozialparabel geschrieben, in der er mit gewohnter Shortcut-Lakonie, aber auch mit eisgekühlter sprachlicher Poesie lockere Bezugsfäden zwischen den einzelnen Szenen und Menschen spinnt. Fünf grandiose Schauspieler übernehmen im fliegenden Wechsel mehr als zwanzig Rollen, spielen permanent gegen ihre Alters- und Geschlechtszugehörigkeit an – und machen so aus dieser traurigen kleinen Alltags- und Migrantengeschichte eine rasende, schmerzende Horrorkomödie. Regie hat Schimmelpfennig selber geführt, ganz im Stil und im Sinne seines Freundes, des verstorbenen Regiemeisters Jürgen Gosch. Demnach gilt hier: höchste Intensität bei äußerster Schlichtheit der Mittel.
Christine Dössel

 

Uraufführung: 
5.9.2009

 

Mit: Philipp Hauß, Barbara Petritsch, Christiane von Poelnitz, Johann Adam Oest, Falk Rockstroh

Regie: Roland Schimmelpfennig
Bühne und Kostüme: Johannes Schütz
Licht: Felix Dreyer
Dramaturgie: Amely Joana Haag