
Die Mülheimer Theatertage arbeiten eng mit verschiedenen Hochschulen zusammen. Anton Bröll (Universität Osnabrück), Dr. Bernhard Doppler (Universität Paderborn) und Dr. Anna Quednau (Universität Duisburg-Essen) bieten Seminare an, die sich intensiv mit den Stücken des Festivalprogramms befassen. Die Studierenden diskutieren die Texte, besuchen Inszenierungen, betätigen sich als Theaterkritiker*innen oder bringen sich bei den Publikumsgesprächen ein.
Kooperationen bestehen überdies mit Barbara Berendt-Metzner von der TU Dortmund, Prof. Dr. Marion Bönnighausen und Dr. Karl Philipp Kamps von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Louise Décaillet von der Ruhr-Universität Bochum, Dr. Robin Junicke und Teodros Adebisi von der Folkwang Universität der Künste sowie mit Prof. Dr. Ernst-Dieter Wolf von der Universität Bayreuth.
Studierende des Studiengangs Szenische Forschung an der Ruhr-Universität Bochum setzen sich künstlerisch mit den Wettbewerbsstücken auseinander. Ob Performance, (Video-)Installation, Fotostrecke oder eine ganz andersgeartete szenische Form – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Bei den 48. Mülheimer Theatertagen entwickelten Mareike Fiege und Alex Glanc sowie Malin Harff, Nele Liekenbrock und Neele Ruckdeschel künstlerische Arbeiten, die von den Wettbewerbsstücken inspiriert waren und stellten diese während des Festivals vor. Betreut wurden suie dabei von Prof. Dr. Sven Lindholm und Dr. Robin Junicke.
Die Installation To cat or not to cat beschäftigte sich mit den Fragen, die das Stück Die Katze Eleonore bei den beiden Theatermacher*innen Mareike Fiege und Alex Glanc hervorgerufen hat: Wer bestimmt die eigene Identität? Was erzählt uns der Transitionsweg der Katze Eleonore? Aber auch: Wie reagiert eigentlich das Umfeld darauf, wenn sich Menschen aus dem Leben herausziehen – welche Reaktionen ruft das in den sozialen Kontakten hervor? All diesen Fragen geht das Duo literarisch auf den Grund. Das Zentrum der Installation bildet ein Telefon, welches die Texte in Form von Mailboxnachrichten des sozialen Umfelds der Katze Eleonore abspielt.
Malin Harff, Nele Cleo Liekenbrock und Neele Ruckdeschel erarbeiteten eine Performance: „Wir stehen hier für die Verstorbenen. Nicht nur für verstorbene Menschen, sondern auch für Tiere, Pflanzen, Ökosysteme, Zukünfte, Wissen… Wir lauschen den Toten und der Erde, so wie es die Katze in Etwas Besseres als den Tod finden wir überall tut. Tod bedeutet Transformation, kein finales Ende. Deshalb widmen wir uns auch dem Felsen, suchen seinen Atem und vernehmen seine Geschichten, wie es auch in Die Kunst der Wunde passiert. Katze und Fels stehen zwischen den Welten. Diese Performance auch. Sie ist eine radikale Vernehmung von Lebendigem und Verstorbenem."
Wir danken Caren Jeß, Katja Brunner und dem S. Fischer Theater & Medien Verlag sowie Martin Heckmanns und dem Suhrkamp Theater Verlag für die freundliche Genehmigung.
Mareike Fiege (geb. 1992) studiert im Masterstudiengang Szenische Forschung an der RUB. Zuvor Studium Germanistik, Philosophie, Kulturpoetik in Münster. 2019/20 Gastassistenz am Schauspiel Dortmund. Freischaffend Regisseur:in und Produktionsleitung, zuletzt Ruhrtriennale und FAVORITEN Festival 2022. Inszeniert seit 2016 (Jugend-)Stücke am Theater im Pumpenhaus Münster, ab 2019 literaturbasierte Arbeiten unter Label fiege_mletzko. Lebt in Bochum.Alex_andra Glanc lebt in Dortmund und ist Teil des Regie- und Autor_innenkollektivs Operation Memory; hier folgten die Arbeiten „Do You Remember“ am Theater Kohlenpott und "Cherchez la Femme“ am Theater Dortmund. Am Theater Oberhausen, theater:faktorei verwirklichte Alex das Stück „WAHRGENOMMENWERDEN“ für und mit FLINTA*. 2022 wurde Alex Konzept "Leave me to Dream" im Rahmen des Förderkorbs der Stadt Dortmund prämiert.Malin Harff ist Choreographin und Anthropologin an der Schnittstelle zu Installation und Performance. Sie erforscht soziokulturelle Mechanismen und kollektiven Emotionen und ihre Auswirkungen unter Bezugnahme der neurophysiologischen Technik Somatic Experiencing. Ihre jüngste Arbeit DIGGING THE GROUND 2022 setzt sich mit den unterdrückten Emotionen der Nazi-Vergangenheit auseinander und sucht nach einer verkörperten Erinnerungskultur.Nele Cleo Liekenbrock ist freie Regisseurin, Dramaturgin und Bildungsreferentin. Nach dem Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaften folgten Regieassistenzen, Künstlerische Mitarbeiten bei interdisziplinären Theaterarbeiten, sowie eigene Inszenierungen am Staatsschauspiel Dresden und Schauspiel Köln. Ausgehend vom menschlichen Körper und besonderen Formen der Wahrnehmung, forscht sie zu soziokulturellen, ökologischen und queeren Fragen.Die Arbeit von Neele Ruckdeschel lässt sich am besten als „Live Art“ beschreiben. Sie umfasst unterschiedliche Praxen v. a. Tanz und Performance, Ritualarbeit, sowie die Arbeit mit diversen Gruppen. Neele forscht künstlerisch an sozialen Transformationsprozessen, Gemeinschaftsbildung und Körperwissen. Verkörperung und praktische Anwendung von utopischen Konzepten sind wichtige Bestandteile ihres Schaffens. Eine wichtige Kooperationspartnerin für sie ist die anders-als-menschliche-Welt.