Stücke 2011
Deutsche Karrieremütter und ihre unverzichtbaren Au-pairs: billige Vollzeitarbeitskräfte aus Osteuropa, die das ersetzen, was man früher Personal nannte. Mit bösem Furor legt Felicia Zeller in ihrem Stück die Mechanismen und heimlichen Rassismen unserer heißlaufenden westlichen Arbeitswelt bloß. Wie schon bei Kaspar Häuser Meer, ihrer erfolgreichen Groteske über drei schwer überlastete Sozialarbeiterinnen vom Amt, hat Zeller auch für Gespräche mit Astronauten intensiv recherchiert, hat Interviews mit berufstätigen Gastmüttern und Au-pairs geführt und daraus dann aber kein Sozial-Doku-Drama gemacht, sondern: eine Sprechpartitur, eine Wortkaskadenkomödie, eine wahnwitzige, hysterisch-ironische Sprachmaterialschlacht. Da wird mit Worten jongliert, gereimt, gekalauert und geschimpft, was das sprachliche Rüstzeug hält, und vor den Nerven brechen schon mal die Sätze zusammen.
Deutschland heißt hier Knautschland und wird vertreten durch vier gestresste Mütter, die in ihrem Haushalt ein strenges, ökologisch bewusstes Regiment führen: Wir legen Wert auf Umweltschutz, wir Knautschen! Die Au-pairs heißen Mascha, Olanka, Olga und Irina. Sie kommen aus der Mogelei oder der Ukulele, wollen selber Karriere machen und möglichst schnell ein Stück vom Kuchen abhaben. Der Mannheimer Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski hat das mit vier Schauspielerinnen inszeniert, die im rasanten Wechsel sämtliche Rollen übernehmen. Vor lauter Überdruck mag da schon mal der Überblick verloren gehen, wer da gerade als wer spricht... Aber was und wie sie sprechen, ist furios.
Christine Dössel
Mit: Isabelle Barth, Thorsten Danner, Sabine Fürst, Jenny König, Ines Schiller
Und: Dominik Halamek, Tamara Kaufmann (Astronauten/Luftakrobaten)
Inszenierung: Burkhard C. Kosminski
Bühne: Florian Etti
Kostüme: Lydia Kirchleitner
Musik: Hans Platzgumer
Dramaturgie: Katharina Blumenkamp