Stücke 2016
Dosenfleisch ist tierischen Ursprungs und kommt in Form von haltbarer Wurst auf den Tisch. Ferdinand Schmalz allerdings geht es nicht um irgendeine Wurstfabrikation, sondern um Fernstrassen, Autobahnen und all die Menschen, die als Unfall-, Haftpflicht- und anderweitig versichertes Crashpotential unterwegs sind. High Tech-Dosenfleisch in Blechkisten mit Internetanschluss und Einparksensorik.
Der österreichische Sprachartist Ferdinand Schmalz wurde vor zwei Jahren mit am beispiel der butter nach Mülheim eingeladen und prompt zum Nachwuchsautor des Jahres gekürt. Schon da war klar, dass da einer mit großer poetischer Kraft unterwegs ist und rund um seinen Künstlernamen lyrische Sprachgebirge baut. In seinem neuen Stück lässt er einen Fernfahrer, den Versicherungsfahnder Rolf, die ehemalige Schauspielerin Jayne und eine gewisse Beate sprechen. In deren Raststätte treffen sie aufeinander und erzählen vom mörderischen Treiben draußen auf der Piste. Jayne zum Beispiel war selbst einmal „fleischsalat” und hatte nach einem Unfall „die strenge form verloren”. Sie sei dereinst rundum „unverdellt” gewesen, meint sie, jetzt aber nur noch: „Totalschaden”.
Carina Riedl hat dosenfleisch für das Wiener Burgtheater wie ein rhythmische Versuchsanordnung inszeniert. Drei Schauspielerinnen, zwei Schauspieler und ein Schlagzeug, mehr braucht es nicht, um Schmalzens Wortspieldose wie einen Autobahnblues klingen zu lassen.
Jürgen Berger
Mit: Daniel Jesch, Frida-Lovisa Hamann, Dorothee Hartinger, Tino Hillebrand, Katharina Ernst
Regie: Carina Riedl
Bühne: Fatima Sonntag
Kostüme: Dagmar Bald
Musik: Arthur Fussy
Licht: Norbert Gottwald
Dramaturgie: Amely Joana Haag
Deutsches Theater, Berlin, in einer Produktion des Burgtheater Wien im Kasino im Rahmen der Autorentheatertage.