Die Frau von früher

Szene aus Die Frau von früher von Roland Schimmelpfennig
Burgtheater Wien, Akademietheater


Stücke 05

 

Wie autoritär ein Autor jederzeit ist, führt dieser Autor in einem dramaturgischen Verfahren ohnegleichen vor. Hin und her, vor und zurück springt er in der Zeit von Szene zu Szene, und wir erleben hocherstaunt, höchstamüsiert mit, was die Negation chronologischer Kontinuität zum Vorschein bringt: den wunderschön ausgereizten Versuch, letztlich die Realität insgesamt zu leugnen.
Denn da ist eine Frau von vor 24 Jahren, die mit rabiat romantischer Unbedingtheit den Liebesschwur von einem Mann einfordert, der längst verheiratet und Vater ist und sich kaum noch erinnern kann. Rache ist die Konsequenz, Verführung und Mord sind die Folge. Und im Strudel durchmischter Gegenwart und Vergangenheit treibt die Komödie in eine Tragödie hinein, die sich mit Versatzstücken antiker Mythologie und Theatralik legitimiert. Der Dichter sei, schrieb Lessing mal, Herr über die Geschichte; Herr über befremdliche Geschichtchen ist er anscheinend sowieso.
Von den bisherigen Inszenierungen (in Hannover und Stuttgart, in Wien und in München) hat jede  von der Überraschung des Anfangs bis zum Gewicht des Finales  vieles für sich. Und schon dieser Reichtum an interpretatorischen Möglichkeiten läßt auf eine lange Zukunft dieses Stückes schließen.
Dietmar N. Schmidt

 

Uraufführung: 
12.9.2004

 

Frank: Markus Hering
Claudia, seine Frau: Regina Fritsch
Romy Vogtländer: Christiane von Poelnitz
Andreas, Frank und Claudias Sohn: Philipp Hauß
Tina, Andis Freundin: Elisa Seydel

Regie: Stephan Müller
Bühne: Katrin Brack
Kostüme: Katrin Lea Tag
Musik: Gerd Bessler
Video: Chris Kondek
Dramaturgie: Andreas Beck