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Die Welt der Kinderlosen


Kolumne

Wenn ich als erwachsene Frau in der heutigen Gesellschaft keine Kinder habe, ist klar, da muss nachgehakt werden: Wieso, weshalb, warum? Du bist Mitte 30, wird auch schon knapp, oder? Ob frau darauf antworten möchte, fragt allerdings selten jemand. Nun bin ich noch nicht Ende 30, aber zu meinem Erstaunen sprechen viele Freundinnen über Kinder. Instagram scheint geflutet von frisch verheirateten Pärchen mit Babybauch und gehe ich vor die Tür erscheint es mir, als sähe ich Kinderwägen an jeder zweiten Ecke. Daher habe ich mich gefragt, welche Alternative überhaupt bleibt? Es scheint so normal, Kinder zu haben und zu wollen, dass unklar scheint, wohin eine Frau gerät, wenn sie nicht diese Aufgabe erfüllt. Ich meine, eine Frau ohne Kinder? Hatte einfach noch nicht den richtigen Mann, sollte es noch ein paar Mal versuchen oder will einfach etwas Besonderes sein.

Die Rolle der Kümmerin, der Mutter, derjenigen, die die Welt mit Leben beschenkt, die existiert seit Jahrzehnten. Heute sind wir aufgeklärt, sprechen über Feminismus und Queerness, Diskriminierung und individuelles Leid, doch Frauen können nicht offen über Fehlgeburten sprechen. Oder über den nicht-vorhandenen Kinderwunsch. Vielleicht hatten sie auch eine Abtreibung. Oder ihre Partnerin trägt das Kind aus. Ohne diese Lebensentwürfe zu normalisieren, sehen sich die Frauen immer von der Frage bedrängt: Hast du Kinder? Und lautet die Antwort nein, wird es schnell so unangenehm, als antworte man auf den Small-Talk-Klassiker „Wie geht’s dir?“ mit „Schlecht.“.

Dieses Stigma sollten wir loslassen. Ja, Kinder sind süß. Frauen sind stark. Sie bewältigen traumatische Erfahrungen, müssen sich nicht rechtfertigen. Aber insbesondere möchte jede von ihnen ihren Platz unter uns finden: Wir brauchen soziale Rollen, um uns in der Gesellschaft zu bewegen, um zu kommunizieren, uns sicher zu fühlen. Damit diese Fragen vielleicht gar nicht im Raum stehen. Denn will ich jedem meine Geschichte erzählen? Also: Für die Frau, die keine Mutter ist.