+++ Die Nominierungen am 19.3. um 11 Uhr hier im Livestream +++

(K)ein Publikumsgespräch


Kolumne

Stühle. Viele Stühle in Reihen aufgestellt. Einer fehlt, dazwischen ein Rollstuhl. Zuschauer mit Wein in der Hand. Auf den Bieren fehlt die Schaumkrone. Beine der Zuschauer überschlagen, oder auch nicht. Gemurmel im Saal. Auf der Bühne sitzen der Moderator, der Regisseur, die Bühnenbildnerin und die Schauspieler – aufgereiht wie Hühner auf der Stange. Müde Blicke. Schminkreste im Gesicht.

Moderator: Willkommen zur heutigen Publikumsdiskussion! Ruhe im Saal! Herr Regisseur, wie schätzen Sie denn die heutige Schauspielerleistung ein?

Regisseur räuspert sich. Spricht, aber es kommt kein Ton raus. Trinkt ein Glas Wasser. Räuspert sich. Spricht, aber es kommt kein Ton raus [es geht immer so weiter].

Moderator: Nach ihrem kurzen, aber informativen Statement möchte ich jetzt die Schauspieler fragen, wie sie den Text beim Lernen, aber auch während des Probens erlebt haben. 

Schauspieler sitzen entspannt und lehnen sich zurück: Der Text war, naja… Also ich habe das erlebt als…Stammeln rum. Gucken hilflos in die Runde. Also worum ging es da eigentlich? 

Regisseur schreit einfach in die Runde: Die Leistung der Schauspieler war unter aller Sau, nicht vorzeigbar, grauenhaft! 

Publikum klatscht lautstark.

Moderator: Es ist immer gut, eine Rückmeldung zu bekommen! Jetzt Fragen ans Publikum.

Publikum: Wir haben keine Fragen. 

Bühnenbilderin übertönt die vielen Fragen der Zuschauer: Wurdet ihr besser bezahlt? Mein Gehalt war echt mau! Ich hab dem Praktikanten gesagt, er soll sich was einfallen lassen. Der ist ja eh unbezahlt hier und da dachte ich, der kann das dann machen. 

Praktikant schreit aus dem Zuschauerbereich: War krank, bin zu Hause geblieben. 

Moderator: Vielen Dank für die Diskussion! Kommen Sie gut nach Hause. 

Alle stehen auf und gehen wortlos. Die Gläser bleiben unberührt stehen. Das Bier hat immer noch keine Schaumkrone. Dauer der Publikumsdiskussion: fünf Minuten. 

KEINE PUBLIKUMSDISKUSSION. NIEMALS.