Wut aufbauen


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Ein Geruch von Schweiß, Metall und Papier hängt in der Luft. Überall schwirren schwarz gekleidete Menschen hin und her, rufen sich Anweisungen zu. Zwei Tage vor der Aufführung von Elfriede Jelineks „Wut“ in der Inszenierung der Münchner Kammerspiele schauen wir beim Aufbau zu.

„Nicht, dass das in die Kleinteilkiste geraten ist“

Hinter den Kulissen der Stadthalle herrscht reges Treiben: Einkaufswagen und andere Gefährte werden von den drei Mitarbeitenden der Requisite durch den Flur geschoben, beladen mit allen möglichen Eimern, Trommeln und Sesseln – besonders neugierig macht die „Katzenkiste Mülheim“. Deren Inhalt bleibt jedoch (noch) ein Geheimnis. Auf anderen Kisten befinden sich Zettel des letzten Gastspiels in Frankfurt –die Produktion scheint ständig auf Reisen zu sein.

„Wenn das tiefer hängt, ist das einfacher?“

Auf die Bühne darf man nur in Arbeitskleidung, also begeben wir uns direkt in den Publikumssaal. Auffällig ist vor allem eins: Hier passiert ganz viel, und das zeitgleich. Wir versuchen nicht zu stören und setzen uns zunächst als möglichst stille Beobachterinnen in eine der vorderen Reihen. Hinter uns wird ein Scheinwerferträger heruntergelassen. Links vorne auf der Bühne hingegen soll eine riesige Papierrolle aufgehängt werden – und zwar so, dass sie nicht in den eisernen Vorhang gerät. In der Mitte der Bühne befindet sich schon die Drehbühnenvorrichtung, an der aber auch noch gearbeitet wird. Dazwischen und dahinter stehen Wagen mit Kisten, es werden Holzteile getragen und man schraubt an einem Metallgerüst. In der ersten Reihe überwacht Bühnenbildnerin Katrin Nottrodt das Geschehen und erteilt die Erlaubnis, die Riesenrolle etwas tiefer anzubringen. Plötzlich hängt in der Mitte der Bühne eine schwarze Leinwand von der Decke, ein Projektor fährt nach unten. Es muss einiges angepasst werden für den Aufbau in Mülheim.

Doch die Gesprächsfetzen gehen nun zunehmend in Richtung der wohlverdienten Mittagspause – wir lassen den Mitarbeiter:innen also ein paar ungestörte Momente und machen uns aus dem Staub. Im Gegensatz zu ihnen, die noch ein volles Programm inklusive Licht- und Videoeinrichtung vor sich haben, werden wir den Publikumssaal erst am Sonntag wieder betreten.