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Über Menschen an der Ruhr


Kolumne

Freitag, 13.5. Blauer Himmel, vereinzelt flauschige Wolken. Ein laues Lüftchen weht über der Ruhr, hin und wieder wird es zu einer stärkeren Brise. Mancher mag für einen kurzen Moment frösteln. Doch dann setzt sich die Sonne wieder durch, der Wind flaut ab. Und mit ihm verschwindet auch der Duft nach blühendem Flieder.

Vogelgezwitscher, ansonsten erstaunlich ruhig am Ufer der Ruhr. Mitten im Zentrum von Mülheim.

Auf einmal ohrenbetäubendes Motorendröhnen. Wo kommt das her? Etwa von dem „Rennwagen“, der da auf der Ruhr schippert? Nein, wohl eher vom tiefergelegten Cabrio der coolen (?) Typen, die auf der anderen Uferseite durch die Straßen düsen.

Auf dieser Seite des Flusses bleibt es ruhig. Nur das einsame Gänsebaby dort piepst verzweifelt nach seiner Mutter. Es ist wohl noch nicht so selbstständig wie das sechsjährige Mädchen da drüben, direkt am Wasser, auf seinem kleinen pinken Fahrrad. Ganz alleine. Mit Stützrädern, die den Boden nicht berühren.

Die Stützräder hätte wohl eher die ältere Frau dahinten gebraucht: Mit strammem Schritt läuft sie auf eine Baumwurzel zu, übersieht sie und blockiert im nächsten Moment den Radweg.

Die Gänsefamilie aber badet ganz unbeeindruckt im Springbrunnen, in dem übrigens auch eine Gruppe Jugendlicher in weißen Feinrippunterhemden plantscht und ein paar Sixpacks kühlt. „Das Leben ist so schön, man kann so viel erleben“, hört man aus der Runde. Dann wird der Ghettoblaster aufgedreht.

Das laue Lüftchen entwickelt sich wieder zu einem frischen Wind. Die Vögel zwitschern lauter. Das Rauschen der Bäume übertönt die Gespräche und der Fliederduft kehrt zurück.