17. Mai 2016 •
Montag, 16.5. Heute ist es kühl. Das Theater an der Ruhr ist von einem grünen Gürtel aus mächtigen Bäumen und dichten Büschen umgeben. Das alles hier war mal ein Kurbad. Drinnen frage ich nach einem Zigarettenautomaten. Die Frau hinter der Garderobe schüttelt verwirrt den Kopf, ihre Stirn legt sich in Falten. Andere Menschen tun es ihr gleich, viele Stirnfalten im Foyer. Vor dem Theater ist es nicht besser. Hier raucht niemand, den ich fragen kann. Ich versuche es in der Kneipe nebenan – erfolglos. Der Nachbar auf der anderen Seite ist eine Eisdiele – erfolglos. Ich trotte zum Theater zurück. Immer noch keine Raucher vor dem Eingang. Das kann doch nicht sein! Wieder im Foyer wandert mein Blick aus dem Fenster: Hinter dem Theatergebäude erstreckt sich eine sorgfältig angelegte Parkanlage inklusive Springbrunnen. So gesund wie draußen geht es auch hier im Inneren zu: Die Menschen trinken Bionade oder nippen schüchtern an ihren Weingläsern. Ein paar Erdnüsse sind im Umlauf. Biotheater.
Frustriert trete ich ein letztes Mal vor die Tür, wissend: Der soziale Abstieg des Rauchers ist besiegelt. Neben dem Eingang steht ein junger Mann. Er raucht! Tatsächlich, er raucht! Lächelnd frage ich ihn, wo man hier Zigaretten kaufen könne. Er schüttelt den Kopf. Dann bietet er mir eine Zigarette aus seiner ausgebeulten Packung an. Zufrieden blicken wir auf das gesunde Grün, während der blaue Dunst über unseren Köpfen schwebt. Bevor ich reingehe, bedanke ich mich noch einmal. Daraufhin wirft er lässig den Kopf zur Seite und sieht mich mit bübischem Grinsen an: „Nichts zu danken. Ist nur ‘ne Zigarette.“