18. Mai 2016 •
Dienstag, 17.5. Dank wetter.de war schon im Vorfeld abzusehen, dass dieser Dienstag Vor- bis Nachmittag ein – metereologisch betrachtet – allzu gewöhnlicher Sumpf aus Wolken, schüchternen Sonnenstrahlen und gelegentlichen Windböen wird. Da lechzt man regelrecht nach den vergangenen Tagen an der 25-Grad-Marke. Wo bist Du, schwül-güldene, Eis und Bier verheißende, August vorwegnehmende Maieshitze? Weg fürs Erste. Mögest Du uns bald wieder beehren.
Allzu gewöhnliches Wetter hat jedoch wenigstens den Vorteil, dass man umso mehr nach Ungewöhnlichkeiten unter den zirkulierenden Zweibeinern Ausschau hält. Deren Minen zeigen eine Mischung aus Resignation, dem Alltag zuzuschreibendem Stress und träumerischer Abwesenheit. Auch der Hormonhaushalt eines Mülheimers wird eben von mehr oder minder vorhandener Sonneneinstrahlung geprägt. Geht doch wenigstens heute mal ins Theater, möchte ich vielen raten. Andererseits sind wir Theatermenschen ja auch keine Missionare. Naja, mal sehen, wie das Publikum nachher so ausschaut (insgeheim hoffe ich auf Altersgenossen).
Im Kopf Leipziger Allerlei
Meine zunehmend zynischen, gedanklichen Spitzfindigkeiten schweifen ab. Ich frage mich zu solch scheinbar unscheinbaren Tageszeiten stets, was wohl gerade irgendwo sonstwo auf der Welt geschieht. Während ich mich auf dem Weg zum Theater an der Ruhr befinde, fliegt Donald Trump womöglich in Oklahoma sein Toupet vom Kopf. Und was Jurymitglied Christine Wahl jetzt wohl so treibt? Mit Franz Wille plauschen? Möglicherweise auch über das Wetter resümieren. Die Spannung aufs anstehende Stück bringt mich zurück zu irdischer Vorfreude. Wären da nicht EVAG und Deutsche Bahn, die meine Reisepläne kurzfristig, aber umso grausamer ins Wanken bringen.
An Shakespeare kommt eher keiner ran, schießt es mir durch den Kopf. Gedankendiarrhoe. Wolfram Höll packt mich womöglich genauso. Zeig’ es den anti-gegenwartsdramatischen, versnobten Menschen, Du 30-jähriger, Schreibmaschinen malträtierender, hochinteressanter Nachwuchsautor! Durchatmen. Euphorie ist gut, die kritische Distanz muss jedoch gewahrt bleiben. Ob es sinnvoll war, im Vorfeld die Kritik zu lesen? Den Trailer fand ich bescheiden, den Text wiederum ansprechend. Auf, auf, gleich endlich angekommen.