Stücke 2018
Sie hat schnell reagiert und einen jener Texte geschrieben, in denen sie alles versammelt, was bei so weltumspannenden Themen wie der Finanzkrise, einer sogenannten Flüchtlingswelle oder einem US-Präsidenten von Bedeutung ist. Es geht um den narzisstischen Twitterkönig im Weißen Haus, der das ihm anvertraute Staatswesen mit einer Immobilie verwechselt. Am Königsweg ist aber auch eine Selbstbefragung Elfriede Jelineks, ein zweifelndes „Was kann ich mit meinen Texten noch erreichen?“
Falk Richter, zuständig für die Uraufführung am Hamburger SchauSpielHaus, ist nicht nur ein dem gesellschaftskritischen Diskurs verpflichteter Theaterautor, sondern als Regisseur ein Jelinek-Debütant, der die Vielschichtigkeit von Am Königsweg inszenatorisch überaus kreativ abbildet. Dazu kommt eine opulente Requisiten-Bühne: Griechische Säulen, gekrönte Löwen und ein goldenes Pferd stehen dicht gedrängt, während auf einer Leinwand Videoschnipsel zum Weltgeschehen der letzten Jahrzehnte vorbeirasen.
Eine der zentralen Fragen des Abends lautet: „Was machen eigentlich Menschen mit richtig viel Zeit, die sich wertlos fühlen?“ Man landet einmal mehr beim wütenden weißen Mann aus dem arbeitslosen Westen der Vereinigten Staaten. Sichtbar wird aber auch einer seiner nächsten Verwandten: das identitäre deutsche Rumpelstilzchen.
Jürgen Berger
Mit: Idil Baydar, Benny Claessens, Matti Krause, Anne Müller, Ilse Ritter, Tilman Strauß, Julia Wieninger, Frank Willens
Regie: Falk Richter
Bühne: Katrin Hoffmann
Kostüme: Andy Besuch
Komposition und Musik: Matthias Grübel
Video: Michel Auder, Meika Dresenkamp
Licht: Carsten Sander
Dramaturgie: Rita Thiele