Das Huuliversum, ein Ort der Zweisamkeit?
Die Geschichte von Finn-Ole Heinrich und Dita Zipfel spielt in einer nicht näher bestimmten Zukunft. Zonka, eine ausrangierte künstliche Intelligenz, gelang die Flucht aus der Menschenwelt, bevor man sie dort in Ersatzteile zerlegt hätte. Jetzt lebt sie in der Huul, einem scheinbar sicheren Hohlraum unter der Erde, wo beständig Unmengen von Elektroschrott zu einem See anwachsen. Zonka baut sich daraus ihre eigene Welt, ihr Huuliversum. Und gegen die Einsamkeit erschafft sie sich ihren geliebten Freund Schlurch, einen virtuosen Tüftler. Gemeinsam entwerfen sie verrückte Maschinen, die nur in ihrer Phantasie funktionieren. Mit ihm kann sie endlos träumen und spielen, Rituale und eine eigene Sprache erfinden. Es geht ihnen gut, dort unten, in ihrer Höhle.
Nur hin und wieder ist Zonka irritiert von Schlurchs Sehnsucht, zu erfahren, was sich hinter dem Oben verbirgt. Hoffnungsvoll bastelt er an einer Maschine, die ihn in die Lage versetzen soll, mit der fremden Welt Kontakt aufzunehmen. Das wiederum macht Zonka große Angst, und plötzlich geraten die Werte, die für Freundschaft stehen, ins Wanken. Denn je stärker sie spürt, dass es Schlurch in der Huul zu eng und langweilig wird und er sich nach Abenteuern sehnt, desto mehr beginnt Zonka, ihn zu belügen; sei es, um ihn zu schützen, sei es aus Eigennutz. So malt sie ihm die Welt oben in den düstersten Farben, als einen gefährlichen und hässlichen Ort. Und sie verheimlicht ihm, dass sie im Besitz einer Maschine ist, die es möglich macht, zwischen den beiden Welten zu reisen.
Als eines Tages plötzlich ein Mensch in ihrer Höhle auftaucht, der Schlurchs Neugier nach dem Oben noch mehr befeuert, gerät Zonkas Lügenkonstrukt endgültig aus den Fugen. Und schließlich muss sie sich entscheiden, ob ihr die Freundschaft zu Schlurch so wichtig ist, dass sie ihm nach Oben folgt. Finn-Ole Heinrich und Dita Zipfel ist eine Science Fiction–Geschichte für Kinder gelungen, die mit großer Lust an Spracherfindungen von einer Freundschaft erzählt, die zu zerbrechen droht, weil sie den Anderen zu sehr eingrenzt und seiner Entwicklung keinerlei Raum lässt. Werner Mink