Empowerment
FRI, SOP und KAR besuchen gemeinsam die Abschlussklasse einer Grundschule. Der Wechsel auf eine weiterführende Schule steht bevor. Aber das erweist sich als gar kein so leichtes Unterfangen: Wie sollen die drei Freunde wissen, welcher Bildungsweg der richtige ist, wenn sie keine Ahnung haben, was sie später einmal werden wollen? Dennoch, eine Entscheidung muss her, das stellen Lehrerin und Eltern unmissverständlich klar. An diesem ersten Scheideweg Richtung Zukunft macht sich in der Klasse Leistungsdruck breit. Plötzlich gibt es vermeintliche Gewinner und Verlierer, nur die mit den besten Noten werden es aufs Gymnasium schaffen. Aber „Luft nach oben“ ist bekanntlich immer und wer sich nur genug anstrengt, wird mit Erfolg belohnt. Aber ist das tatsächlich so? FRI, SOP und KAR stammen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, was zur Folge hat, dass ihre Eltern nicht dieselben Kapazitäten frei haben, ihren Nachwuchs schulisch zu begleiten. Der intelligente und begabte KAR ist da ganz auf sich allein gestellt und hat dabei mit Vorurteilen und Benachteiligungen seitens der Lehrerin zu kämpfen. Umso wichtiger, dass die Freunde eine digitale Mission haben, bei der echter Teamgeist gefragt ist. Ganz anders als im realen Leben, fällt es FRI, SOP und KAR im selbstentwickelten Videogame leicht, ihre Stärken zu definieren. Und wer sonst könnte den Planeten vom bösen „Endboss“ befreien, wenn nicht sie mit ihren Superkräften!
Fabienne Dür stellt den Problemen des Alltags eine digitale Welt entgegen, in der Mutigsein gefragt und Scheitern erlaubt ist. Ein Videogame wird hier zu einem dreidimensionalen Erfahrungsraum, in dem – den dramaturgischen Gesetzen dieses Mediums folgend – gestoppt, wiederholt, variiert oder beschleunigt werden kann. Im Wechselspiel von digitaler und analoger Welt offenbaren sich so Wege zu mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Ein starkes Stück Theater, das durch seine spielerische Kraft dazu anregt, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Dora Schneider