Unser RöntgenBLICK auf...

FINN-OLE HEINRICH

Wie kam es, dass du Theaterautor geworden bist?

Ich sehe mich selbst gar nicht so als Theaterautor.
Mein Job ist es, Geschichten zu schreiben - dass der Reuber jetzt auch ein Theaterstück ist, hat sich eher so ergeben.

 

Und wie hat sich das ergeben?

Benedikt Grubel (Theater Freiburg) und ich kommen aus dem gleichen Kaff, Cuxhafen. Irgendwann hat Bene ein Buch von mir gelesen und kam dann auf mich zu, um mich zu fragen, ob ich nicht Lust hätte, eine Lesung bei ihm am Theater zu machen.
Schließlich kam Marco Süß (WLB Esslingen), auf mich zu und fragte, ob ich nicht Lust hätte, 'mal ein Theaterstück zu schreiben.
Wir haben uns dann gemeinsam für das Nah Dran!-Stipendium des Kjtz beworben - und es auch bekommen.

Damals war ich gerade dabei, einen Roman für Kinder zu schreiben – den Reuber. Und daraus habe ich dann eben ein Theaterstück gemacht.

 

Woher stammte die Idee zum Reuber?

Eigentlich ist die Idee von Axel Ranisch.
Er hatte gerade einen Film gedreht - über den Reuber - und hat ihn mir gezeigt.
Ich fand ihn richtig cool! Da hat er gesagt: Schreib' doch ein Buch dazu – ein Begleitbuch sozusagen.
So ist die Idee für den Roman entstanden.

 

Wie ist es für dich, deine Texte in ein anderes Medium übersetzt zu sehen – eben Film oder Theater?

Spannend.
Man braucht viel Vertrauen. Aber wenn du Angst hast, dass jemand deine Texte verhunzen könnte, dann darfst du sie nicht für ein anderes Medium freigeben.
Wenn du aber glaubst, dass sie dem Transfer gewachsen sind, dann musst du eben auch loslassen können.

 

Du schreibst ja erst seit Kurzem für Kinder. Wie ist es dazu gekommen?

Das erste Kinderbuch habe ich eher aus Versehen geschrieben.
Ich war in Beirut und bin den ganzen Tag alleine durch die Stadt gewandert. Plötzlich hatte ich immer mehr Wortspielereien im Kopf. Daraus hat sich dann eine Geschichte ergeben – und irgendwie, war die auch für Kinder geeignet.

 

Macht es für dich einen Unterschied, ob du für Erwachsene oder Kinder schreibst?

Von der Arbeit her macht es überhaupt keinen Unterschied. Es ist genauso herausfordernd, macht genauso viel Spaß.
Aber selbst wenn ich mit der Zielsetzung schreibe, dass es für jungen Menschen sein soll, versuche ich, mich nicht nur an sie zu richten.
Ich will einfach eine gute Geschichte erzählen - in einer für den Stoff angemessenen Sprache.

Irgendwer wird sich hoffentlich finden, dem sie gefällt!
Wenn 8-Jährige dazu gehören, ist das super.

 

Gibt es denn bestimmte Komponenten, die du beisammen haben musst, wenn du anfängst?

Ja: Das Thema, die Figuren, die Welt und die Sprache der Figuren.
Manchmal kenne ich alle Komponenten – manchmal muss ich zum Beispiel die Welt, in der es spielen soll, selber erst kennen lernen.
Dann mache ich zum Beispiel ein Praktikum in dem Bereich oder schaue mir Orte nochmal genauer an.

 

Woran merkst du dann, dass ein Text fertig ist?

Meistens habe ich eine Frage, etwas das ich nicht kapiere oder das ich mir genauer angucken möchte. Den Text und die Figurenkonstellation benutze ich dann dazu, das genauer auszuleuchten. Wenn ich meine Frage beantwortet habe, ist das der erste wichtige Schritt, um sagen zu können: Der Text ist (auf thematischer Ebene) fertig.
Dann geht’s natürlich noch um die sprachliche Ebene.

So richtig wissen, ob ein Text wirklich fertig ist, kann ich aber erst, wenn ich ihn einem Publikum vorgelesen habe. Dann merke ich, welche Sätze funktionieren und an welche ich nochmal 'ran muss.

 

Was ist die schönste oder einprägsamste Reaktion, die du bisher auf einen deiner Texte bekommen hast?

Da gibt es einiges, was ich gar nicht ranken möchte...
Ich freue mich immer, wenn Menschen mir mitteilen, dass sie sich in meinem Text wiederfinden konnten und sie mir ihre eigene Geschichte zu dem Thema erzählen.
Manchmal ist das auch beschämend, wenn ich mir irgendeine Geschichte in meinem Kopf zurecht gedacht habe und dann steht da jemand, der genau diese Situation erlebt hat oder erlebt. Dann frage ich mich schon, ob es nicht anmaßend von mir ist, so von außerhalb, ganz theoretisch über so ein Schicksal, zu schreiben.

Aber gleichzeitig ist das auch wunderschön, wenn Menschen sich in meinen Texten wiederfinden können!

 

 

 

 

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