+++ Die 50. Mülheimer Theatertage finden vom 10. – 31. Mai 2025 statt. +++

Unser NachBLICK auf...

FUCHS & FREUND von Nora Mansmann

„Ein bisschen wie eine Ausstellung.“, so beschreibt ein Zuschauer das Bühnenbild der Inszenierung von fuchs & freund, die am 11. Mai 2016 zum zweiten Mal im Rahmen des KinderStücke Festivals in Mülheim gezeigt wird.

Vier Fahrräder stehen quer aufgereiht auf der breiten, flachen Bühne, zudem rechts und links je einige Fahrradpumpen und Scheinwerfer, von vorne alles begrenzt durch eine schwarze Rampe.
Das Licht im Zuschauerraum geht aus, die Fahrräder werden beleuchtet.
Die 5 Darsteller*innen kommen in Alltagskleidung auf die Bühne, begeben sich je an ein Fahrrad – diese sind jeweils eine „Klangstation“ - und beginnen gemeinsam einen Rhythmus zu etablieren.
Dann tritt ein Darsteller heraus, setzt sich eine knallrote Mütze auf und sagt „Ich bin Fuchs!“ – das Spiel beginnt. Als er seinen Namen buchstabiert, wird jeder Buchstabe mit einem Geräusch untermalt. So wird es im Verlauf des Stückes weiter gehen – die Umfunktionierung der Fahrräder in Klang- und Geräuschgeber ist ein wesentliches Element der Inszenierung.
Bis auf Fuchs, Freund und die Lehrerin werden alle Figuren von den Darsteller*innen durch das Bespielen der Fahrräder, in Kombination mit Stimme und Geräusch, zum Leben erweckt. So dient zum Beispiel eine mit Popcorn gefüllte, orangefarbene Brotbüchse als Mund des dicken Onkels oder eine Fahrradpumpe als Hund des Hausmeisters. Die Kreativität im Umgang mit den vorhandenen Requisiten ist, neben der hohen Musikalität der Darstellenden, eine weitere Qualität der Inszenierung. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken und zu erleben. Von chorischen Elementen über einen „Erster-Schultag-Rap“ bis zum Geräusch eines Helikopters, als Fuchs in Gedanken zu fliegen beginnt, ist alles dabei. Als nach dem rhythmischen Einstieg der erste Schultag beginnt, geht im Publikumsraum das Licht an. Gespannte Aufmerksamkeit macht sich breit. Dann beginnen die Darstellenden ein Alphabet-Lied zu singen und die Lehrerin fordert uns auf, mitzumachen. Und das tun wir auch zunächst. Doch dann wird es plötzlich mehrstimmig und komplexer in der Tonvariation, und somit auch wieder stiller im Publikumsraum. Leider bleibt diese Publikumsinteraktion die Einzige im restlichen Verlauf der Inszenierung. Selbst als Fuchs all die Fragen stellt und es Meldungen aus dem Publikum gibt, wird darauf nicht eingegangen. Die vierte Wand wird wieder geschlossen und das bleibt sie auch, als ein Mitschüler von Fuchs dessen Mütze über die Rampe zwischen Bühne und Publikumsraum wirft. Ein Irritationsmoment entsteht: Dürfen die Kinder aufstehen und sie Fuchs zurückgeben? War es Absicht oder aus Versehen?
Die Konsequenz ist eine steigende Unaufmerksamkeit der Kinder, die nun scheinbar der Fülle an Eindrücken nicht mehr folgen können. Text, Handlung und musikalische Elemente stehen nebeneinander, fließen nicht mehr ineinander über, bleiben in sich geschlossen. Auch die belustigende Sequenz, in der Fuchs sich einen Schutzraum in einem Fahrradreifen baut und damit spielt, wann er die Geräusche der Anderen hören kann, kann die Unruhe im Publikum nicht bremsen. Sätze wie „Ich bin fast eingeschlafen.“, „Guck mal, der isst Chips.“, sind nun aus dem Zuschauerraum zu vernehmen. Als die Darstellenden ihren rhythmischen Abgang antreten, ist auch ein Großteil des Publikums bereits abgegangen, zumindest gedanklich.

Ja, die Inszenierung ist ein bisschen wie eine Ausstellung: Schöne Bilder zum Anschauen, schöne Klänge zum Zuhören - aber bitte nicht anfassen!