Als die Welt rückwärts gehen lernte

Nougat zum Zähneputzen

Joshi wird in der Schule ausgelacht, weil er gern Kleider trägt. Mira ist genervt von Regeln wie früh aufstehen, die Lehrer siezen und Eis nur als Nachspeise. Was wäre also, wenn alles ganz anders ist: Schule nur sonn- tags, Nougat als Zahnpasta und die Unterhose auf dem Kopf? Doch auch die plötzlich einbrechende Anders-Welt stellt eine Herausforderung für Joshi und Mira dar. Jetzt ist es die Norm, dass man morgens im Bett liegen bleiben muss und auch die anderen Jungs gern Kleider tragen. Und selbst der Großvater verlangt zum Frühstück ein Eis. Was machen Normen mit uns? Und wie erkennen wir diese, wenn sie ganz selbstverständlich erscheinen? In diesem Stück treten die normale und die verkehrte Welt sogar als miteinander streitende Figuren auf. Das auch in der Kinderliteratur bekannte Motiv der ‚verkehrten Welt‘ wird hier auf aktuelle Themen gelegt und in einem Stück voller Humor und Komik gestaltet: Geschlechterrollen für Jungs und Mädchen, der Tagesablauf als Pflicht und überhaupt die Ordnung der Welt für Kinder.

„Anders ist ja nicht immer besser“, stellen Mira und Joshi am Ende fest, wenn sie ihre Erfahrungen mit der Anders-Welt nachdenklich betrachten. Doch da hat man auch schon viel über die Anders-Welt gestaunt und gelacht. Lena Goreliks Stück lässt Wollen, Wünschen und Sein erkennen, indem die Welt einmal auf dem Kopf steht – und Anders-Sein anders erlebt wer- den kann; aber immer mit der Frage, warum etwas anders sein könnte oder müsste. Die Inszenierung verbindet Schauspiel mit Puppenspiel, Video mit Musik und Gesang zu einer auch sprachlich sprühenden Theaterfantasie.
Thomas Irmer