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2009: Dea Loher - El último fuego


Gastspiel des Teatro Espacio Palermo, Montevideo, Uruguay

Das letzte Feuer

Ins Spanische übersetzt von M. Soledad Lagos

Bereits zum fünften Mal laden die „Stücke“ eine ausländische Inszenierung eines Wettbewerbs-Stückes nach Mülheim ein. Bisher waren Theater aus Kiew, Montpellier, Santiago de Chile und Sao Paulo zu Gast. In diesem Jahr wird eine Produktion aus Montevideo gezeigt: Der uruguayische Regisseur Fernando Alonso hat die spanischsprachige Erstaufführung des Mülheimer Preisträgerstückes von 2008 inszeniert: Das letzte Feuer von Dea Loher.

Montevideo, Uruguay, zwei Worte, die flirrende Assoziationen auslösen. Einerseits der Geburtsort der Stadtguerilla, der Tupamaros; andererseits rauhe, weite Landstriche, die kaum besiedelt sind. Auf den ersten Blick scheint Montevideo ein melancholischer Ort am Rande der Zeit zu sein. Das Land, das einmal die „Schweiz Lateinamerikas“ genannt wurde und Anfang des 20. Jahrhunderts bei weitem als das fortschrittlichste auf dem Kontinent galt, was soziale Sicherheit und Bürgerrrechte angeht, kämpft heute mit den Nachwirkungen der 12 Jahre dauernden Diktatur, die 1985 endete, und mit den Folgen der Wirtschaftskrise, die Argentinien 2001 an den Rand des Zusammenbruchs brachte; der Nachbar Uruguay wurde davon in unmittelbare Mitleidenschaft gezogen. An den Ausbau und die Entwicklung des Hafens Montevideo, der den in Buenos Aires an Kapazität übertrifft, knüpfen sich die wichtigsten wirtschaftlichen Erwartungen. Und seit 2004 gibt es eine Mitte-Links Regierung unter Beteiligung früherer Tupamaro-Kämpfer, von der man sich eine Verbesserung der Bildungs- und Kulturarbeit erhofft. Andere wollen darauf nicht warten und greifen zur Eigeninitiative: eine Gruppe um die Schauspielerin Gabriela Iribarren hat auf eigene Kosten ein marodes Haus in Montevideo erworben. In den letzten Jahren wurde es allmählich zu einer Theaterschule umgebaut, mit Unterrichtsräumen und mit einem lichtdurchfluteten Bühnenraum, der durch seine Holzkonstruktion aussieht wie ein großer Schuppen, und in dem, als ich ihn besuchte, ein halber Schiffsrumpf lag, wie mit letzter Kraft von einer Antarktisreise zurückgekehrt und hier gestrandet. Hier ist die heimische Proben- und Spielstätte vom „letzten Feuer“. Der wahrhaft speedige Regisseur Fernando Alonso und seine Schauspieler haben letztes Jahr mit großer Hingabe, Energie und Genauigkeit „Klaras Verhältnisse“ auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt, in traumschönen Bildern. Ich bin neugierig, wie ihr „Feuer“ lodert.
Dea Loher, 7. April 2009

Für Alonso ist Das letzte Feuer ein Stück von „exquisiter Sensibilität und einer außergewöhnlichen konzeptuellen Tiefe“. Er stellt in seiner Inszenierung die Frage nach Schuld und Verantwortung von Individuum und Gemeinschaft und zeigt auf intensive Art und Weise, wie schwierig die Konstruktion einer gemeinschaftlichen Erinnerung der Augenzeugen sein kann, weil sich das fremde Schicksal mit dem eigenen unweigerlich vermischt. Auch vor dem Hintergrund der jüngeren uruguayischen Geschichte möchte Alonso seine Version des Stückes verstanden wissen: Er zeigt, wie notwendig ein solches Erinnern in Uruguay ist, wo man 12 Jahre Staatsterror und dadurch verursachte Traumata aufarbeiten muss. Am Ende wird deutlich, dass nur die gemeinschaftliche Erinnerung an Leid dieses lindern kann. Und dass mit den Stimmen der Gemeinschaft eine vielfältige Wahrheit geschaffen wird, welche „auf Verständigung und Weltfrieden unumstößlich hoffen“ lässt.

Regie: Fernando Alonso
Mit: Gabriela Iribarren, Sergio Mautone, Alma Claudio, Sara de los Santos, Sofía Etcheverry, Sergio Muñoz, Bernardo Trías, Alejandro Campos, Chocho, Edgar (†)


In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut


Termine 2009 El último fuego

Berlin: 21. Mai, Maxim Gorki Theater
Hamburg:  26. + 27. Mai, Thalia Theater
Mülheim an der Ruhr: 29. + 30. Mai, Theater an der Ruhr

Die Aufführungen waren in spanischer Sprache mit deutscher Übertitelung.


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