Schokolade

„Wer noch nie Schokolade hatte, braucht jetzt auch keine mehr“

Ein Experiment: Drei Personen befinden sich in einer Art Laborsituation. Sie sollen eine Tafel Schokolade gerecht unter sich aufteilen. Eine scheinbar einfache Aufgabe, die sich schnell zu einer schier unlösbaren Herausforderung auswächst. Denn die Unterschiedlichkeit der Beteiligten bedingt ihre unterschiedlichen Vorstellungen von Gerechtigkeit. Und dies macht es wiederum schwer, gemeinsame Regeln des Teilens zu finden und die eigenen Bedürfnisse zu mäßigen. Das Stück zeigt in unterschiedlichen Situationen die Unfähigkeit der Beteiligten, einen Konsens zu finden. Die Suche nach dem eigenen Vorteil ist die eigentliche Triebfeder. Immer wieder findet man Rechtfertigungen für sein ichbezogenes Handeln. Die Begehrlichkeiten verstellen den Blick für die einfachen Lösungen und für ein soziales Miteinander, das einen fairen Ausgleich aller Interessen sucht. Schnell entdecken die Probanden, dass Allianzen zu schmieden ein probates Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen ist. Mehrheiten bedeuten eine Position der Stärke und Macht, die man wiederum braucht, um die Regeln der Verteilung zu bestimmen. Was schließlich dazu führt, den Schwachen auszugrenzen und seine Teilhabe, hier an der Schokolade, dauerhaft zu verhindern. Und das oft mit den absurdesten Begründungen. Oh Wunder, schließlich gelingt es den Versuchspersonen ein Knäckebrot in drei gleich große Stücke zu teilen. Die Hoffnung keimt, dass dies auch beim Teilen der Schokolade gelingen könnte. Als aber der Einwand erfolgt, man müsse doch auch mit dem anwesenden Publikum teilen, tut sich eine völlig neue Herausforderung auf. Die drei Performer zeigen sehr clownesk, wie die Mechanismen ungerechter Verteilung schon im Kleinen greifen und sich im Großen weltweit spiegeln. So stellt das Stück von Tina Müller große Fragen: Was sind die Gründe einer ungerechten Verteilung? Warum geben die, die mehr haben, nicht denen etwas, die weniger haben? Und wer macht eigentlich die Regeln?
Werner Mink