T-Rex, bist du traurig? (Steht dein T für Tränen?)

Trotzdem Zukunft

Wenn Sie dachten, das „T“ in „T-Rex“ sei lediglich eine Abkürzung für Tyrannosaurus, dann werden Sie spätestens in Fayer Kochs Stück „T-Rex, bist du traurig? (Steht dein T für Tränen)“, uraufgeführt am Theater der Jungen Welt Leipzig, eines Besseren belehrt. Darin steht es mithin auch für Trotzdem, für Durchhalten, ja sogar für einen Neubeginn. Nachdem ein Asteroid beinah die gesamte Erde zerstört hat, scheint dieser nun dringend geboten. Zu den wenigen Überlebenden gehört die just geschlüpfte Nagg, ebenfalls ein T-Rex. Behütet wird sie von den letzten Sauriern Babsi und Päm. Zwischen der Schockstarre angesichts möglicher kommender Katastrophen und dem verzweifelten Versuch, die wenigen Hinterlassenschaften aus der Vergangenheit zu bewahren, verlieren sie jedoch den Blick für die Gegenwart. Diese scheint wiederum der einzige Raum für das Neugeborene zu sein, dem trotz allem wichtige Antworten zu früher fehlen. „Die Vergangenheit soll endlich aufhören“ – vernimmt man im Text, woraufhin sogleich die Replik folgt: „Macht sie aber nicht“. Glücklicherweise trifft die Protagonistin in dieser wenig sinnstiftenden Situation auf weitere Überlebende, nämlich auf äußerst umtriebige Erdsaurier, die ein verzweigtes Tunnelsystem bewohnen.

Mit einfachen, aber pointierten Bildern, reichlich Situationskomik und einem Gespür für den Kosmos kindlicher Begeisterung wagt sich Koch in die Urwelt vor, die bei genauerem Hinschauen ebenso als Spiegelbild für unsere von diffusen Zukunftsängsten beherrschte Gegenwart dient. Zugleich wirft das Werk, das übrigens noch von einer weiteren Uraufführung Kochs in dieser Saison am Badischen Staatstheater Karlsruhe begleitet wird, die Frage nach einer geeigneten Form der Erinnerung bzw. einem gesunden Verhältnis zur Geschichte auf. Wie halten wir sie wach, ohne das Heute und Morgen zu übersehen? Und welche Rolle kommt bei alledem Freundschaft und Solidarität zu? – Brisanter, verspielter und weitsichtiger könnte ein Trotzdem-Stück kaum sein.

Björn Hayer