Der Hase in der Vase

Wie wir spielend dem Nichts entkommen

Ein Feuermann tritt auf, eine Vorstellung wird abgesagt, ein Telefon klingelt ins Leere, die gute alte Aktentasche birgt Abgründe, in einer Handtasche tobt ein Sturm. All das sind klassische Zutaten für ein surreales Theater. Der Autor Marc Becker, der hier auch als sein eigener Regisseur fungiert, hat mit seinem Stück „Der Hase in der Vase“ auf wunderbare Weise versucht, die Unbeherrschbarkeit des Nichts in den Griff zu kriegen. Absurd, verspielt, dabei aber niemals beliebig. Jede noch so große Skurrilität fordert hier ihre Konsequenz – und all das in einer Karl-Valentinesken Sprache, bei der der Witz nur die Kehrseite des Katastrophalen ist. Hier will weder etwas gelernt werden, noch wird die Welt erklärt. Wir sind mit einer Surrealität konfrontiert, die ihre ganz eigenen Gesetze kennt und die wie ein verrückt- heiterer Abgesang auf eine Welt wirkt, in der alle Gewissheiten schwinden. Gleichzeitig erschafft der Autor eine Bühne für etwas, das nur auf der Bühne sichtbar wird: wie wir uns jeden Moment Welt konstruieren müssen, um nicht unterzugehen. Im besten Fall entkommen wir so spielend dem Nichts. Dass eine Verzweiflung dieses Spiel generiert, in dem nichts mehr von dieser Verzweiflung sichtbar ist, macht seine Spannung aus. Ein Kinderstück, in dem Erwachsene einmal nicht Kinder für Kinder spielen; ein Spiel über dem Bodenlosen, in dem die Grenzen zwischen Kind- und Erwachsensein verwischen.

Seit Jahrzehnten arbeitet Marc Becker erfolgreich mit dem Theater Oldenburg zusammen und ist somit ein glückliches Beispiel dafür, dass Autoren/Theater-Ehen gelingen können.

Theresia Walser