Nina, 38 Jahre, Erzieherin in einer städtischen Kindertageseinrichtung

Stadt zeigt Gesicht: Erzieherin Nina vor ihrer Kindertageseinrichtung

„Wir wollen den Kindern Normalität geben, auch wenn nicht ‚normal‘ ist, was hier läuft. Die Kinder stehen immer an erster Stelle, wir wollen, dass sie glücklich sind.“ Das merken wir Nina sofort an, dass sie das aus Überzeugung sagt, als wir im Kindergarten auf sie treffen. Eine Gruppe spielender Kinder ist gerade draußen auf dem Spielplatz, als wir uns mit ihr auf eine Bank in der Nähe setzen. Ab und zu kommt ein Mädchen zu ihr und schaut, ob sie wieder Zeit hat. Offensichtlich hat sie in Nina ihre ‚Bezugserzieherin‘ gefunden. 

Durch die neuen Regeln mussten die Kinder aus ihren bisherigen, nach Farben benannten ‚Gruppen‘ gelb, braun, rot, grün oder orange raus und in größere ‚Settings‘ umverteilt werden. „Bleib ich beim Erzieher oder bei meinen Freunden?“, war eine der Fragen, vor denen die Kinder standen. Es musste ordentlich jongliert werden, um allen Wünschen der Kinder gerecht zu werden, denn nicht immer waren die besten Freunde im gleichen ‚Setting‘ wie die Bezugspersonen. So wie es früher mal war, in der anderen Gruppe einem Kollegen auszuhelfen, das gibt’s grade auch nicht mehr, so Nina. Denn jedes Setting wird von zwei festen Erziehern betreut. Sie betreut dadurch insgesamt mehr Kinder. Was paradox klingt, ist erforderlich, um krankheitsbedingte Ausfälle besser abfedern zu können und nicht direkt ganze Gruppen dicht machen zu müssen. Doch das Menschliche ist geblieben. „Wenn ein Kind weint, nehme ich es in den Arm, das geht gar nicht anders. Ich habe einen sozialen Beruf gewählt, um zu helfen.“

Alles hat einen neuen Ablauf

Dennoch bestehen weniger zeitliche Spielräume, alles hat einen neuen Ablauf. Es gibt einen festen Plan, der den Kindern auf einer Magnettafel zeigt, wo sie hinmüssen. Die Kinder haben alle gut damit leben gelernt, sie sind flexibel. Durch ‚Early Excellence‘ kennen viele Kinder die Flexibilität schon länger, haben nach eigenen Interessen bestimmte Räume aufgesucht und in unterschiedlichen Gruppen zusammengespielt. Das zahlt sich jetzt aus. Nina findet es wichtig, den Kindern weiterhin Freude zu bereiten, auch wenn sie bei vielen Kolleginnen und Kollegen etwas geschwunden ist. „Trotz doofer Regeln bleiben Spiel und Spaß das A und O für die Kleinen. Regeln vermitteln wir mit Humor.“

Gerade die jüngeren Kinder suchen jedoch auch schon einmal öfter die Nähe, „aber das sei auch in Ordnung“, so Nina. Es werden dann halt öfter Masken getragen und auch daraus könne etwas Schönes gemacht werden. „Alles eine Frage der Herangehensweise“, wie sie sagt. Kommunikation kann auch durch die Maske aufgebaut werden, beispielsweise wenn man über schöne bunte Motive auf der Maske spricht.
Nina ist sich sicher, dass die Kinder später von heute erzählen werden. Wichtig sei, dass Erwachsene keine Panik verbreiten. Den Kindern falle es zum Beispiel nicht schwer, wenn die morgendliche Abgabe schneller geht. Das seien meist eher die Eltern. Doch auch sie erkennen die Vorteile, es werde weniger geweint, die Kinder können sich mittlerweile besser und schneller „trennen“ und die Eltern kommen schneller zur Arbeit. 'Einmal drücken und los', das Verständnis der Eltern ist gewachsen.

Das was allen fehlt, ist der Gesang. Normalerweise tanzen die Kinder singend durch den Kindergarten. Singen ihre Lieblingslieder rauf und runter. Doch auch ohne Gesang sind sie glücklich. Wo einst gesungen wurde, wird nun gereimt oder gerappt. „Man wird erfinderisch. Wir arbeiten ohne Verbote und versuchen die Aufmerksamkeit ‚spielerisch‘ auf andere Themen umzulenken.“ Zudem werden die Kids aktuell durch viel Bewegung gefordert und powern sich draußen aus, solange es das Wetter zulässt. Das entlastet auch die Eltern.
Die vorweihnachtliche Stimmung kann auch ohne Singen von Weihnachtsliedern in den Kindergarten geholt werden. So stimmen weihnachtliche Motive auf den Masken oder Ausmalbilder auf die besinnliche Zeit ein. Auf die Frage, was auf ihrem eigenen Wunschzettel stehe, schmunzelt Nina. Ein Thermomix ist es jedenfalls nicht. „Materielle Werte gehen zurück. Die Situation entschleunigt und besinnt einen auf das Wesentliche. Ein zügiger Impfstoff wäre schön und das keiner in Panik verfällt. Mehr wünsche ich mir nicht.“

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