Veranstaltung:
Datum und Zeit:
Freitag, 20. Juni 2025 - 18:00
Klingende Türen, ekstatische Pools, geheimnisvolle Wälder und andere Portale
Sinnliche, spielerische Zugänge und neue Perspektiven auf im Alltäglichen so nicht wahrgenommene Welten eröffnen alle Arbeiten unserer Ausstellung im Park und im Theater. Die Formen und Ästhetiken hingegen sind vielfältig: immersive Video- und VR-Installationen, farbintensive Gemälde, Film Noir Video, komische Klangkunst-Objekte und interaktive Skulpturen. Eine Entdeckungsreise für Neugierige.
Tür zu, es rauscht
Erwin Stache
Es ist das Überraschende und Unerwartete, welches eine:n auf Schritt und Tritt begleitet, wenn man sich in die klangsurreale Welt von Erwin Stache begibt. Seine häufig interaktiven Installationen verbinden Klang und Musik mit bildkünstlerischen Elementen und basieren zumeist auf einer humorvollen Verfremdung alltäglicher Gegebenheiten.
Da stehen Türen „raumlos“ in der Landschaft, die klingen, wenn wir sie öffnen und werden zu paradoxen Lautstärkereglern der uns umgebenden Geräusch-Welt. Auf dem Wasser schwimmen roboterartige Maschinenwesen, die scheinbar zufällig Töne von sich geben, indem sie Metallröhren Eintauchen – Auftauchen lassen. Andererseits scheint es zu gewissen „Absprachen“ zu kommen. Reagieren sie auf uns? In Flüster Laut beginnen Megafone einen Dialog, der irgendwie zu nichts führt. Oder soll uns etwas verheimlicht werden? Wer belauscht hier eigentlich wen? Die Kuckucksuhrenorgel hingegen, bestehend aus elektronisch gesteuerten Kuckucksuhren, ist ein kurioses „Musiktheater“ mit sechs Vögeln und zwölf Tönen. Wann welche Tür zu öffnen und welcher Ton zu singen ist, muss noch geklärt werden. Dass auch gegenseitiges Berühren, das Zwicken in die Nase oder das Ziehen am Ohr „musikalische“ Akte sein können zeigt uns 73,8 Kilo Ohm. Die Installation, deren Stahlrohre wie Gewächse aus dem Boden ragen, bietet schier endlose spielerische Möglichkeiten der Klangerzeugung.
Mit Installationen, Konzerten und Performances war Stache auf vielen wichtigen Festivals in Europa sowie in Asien, Amerika und Afrika zu Gast. Zu GEHEIMNIS 3 bevölkern seine geheimnisvollen Klangkunstwesen den Raffelbergpark.
Portals
Alexander Schubert
In Portals, einer eindrucksvoll raumverändernden Video-Installation von Alexander Schubert, die wir bereits für GEHEIMNIS 2 entwickelt haben, öffnen und schließen sich vier Portale. Diese Zugänge ermöglichen Einblicke in eine digital erweiterte und virtuell überschriebene Welt und machen Elemente der Natur digital sichtbar, die dem analogen Auge sonst verborgen bleiben. Die Portale verweisen zudem auf eine von Simulationsebenen durchzogene Realität, die sich als schillernde Oberfläche ökonomischer und spiritueller Schichten über unsere Wahrnehmungen legt.
Alexander Schubert erforscht in seiner künstlerischen Arbeit das Wechselspiel zwischen digitalen und analogen Welten. Er ist Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.
Das Schweigen der Wälder
KGI – Büro für nicht übertragbare Angelegenheiten
Die immersive VR-Reise über Mythos und Ideologie von KGI und Markus Wagner verbindet dokumentarisches Material mit KI-generierten Welten zu einer beunruhigenden Erkundung dessen, was im Verborgenen des „deutschen Waldes“ schlummert. Der Wald erscheint als Projektionsfläche identitärer Sehnsüchte und kollektiver Phantasien: von der romantischen Waldeinsamkeit über nationale Ursprungsmythen bis zu den dunklen Geheimnissen seiner Geschichte.
Das interdisziplinäre Büro für nicht übertragbare Angelegenheiten KGI besteht aus Maria Vogt, Dominik Meder und Simon Kubisch. Diese Arbeit haben sie gemeinsam mit dem Szenographen und 3-D-Designer Markus Wagner entwickelt.
Ego war brav und darf länger aufbleiben
Linus Ebner
Linus Ebners großformatige, aus neun Einzelbildern bestehende Arbeit vergrößert einen Ausschnitt aus Boschs Garten der Lüste. Das nur scheinbar friedliche Badesujet wird zu einem grellen, dionysischen Exzess mit ungewissem Ausgang und zugleich zu einem aufgepeitschten Selbstportrait im Pool. Der Bildträger, ein verschmierter Spieleteppich aus dem Atelier des Künstlers, wird zum ultimativen Ort eines autoerotischen Malheurs.
Linus Ebner ist auch Theaterkünstler. Im Stück server, welches er gemeinsam mit Toby Stöttner am Theater an der Ruhr realisiert, versetzt er sich als malender Schauspieler in die schamanischen Zustände der Höhlenmalerei.
Herbsternte
Katharina Huber
Eine ältere Frau und ein junges Mädchen. Die eine gräbt Messer aus der Erde aus, reinigt sie, bricht Walnüsse damit auf. Die andere läuft ganz allein durch den Wald und hütet eine ganze Sammlung von Messern wie einen Schatz. Verbindet die beiden etwas? Wozu brauchen sie die vielen Klingen?
Der Video-Loop Herbsternte folgt der Idee einer Meditation, in der sich die Wahrnehmung vertieft und die Aufmerksamkeit schärft. In ihren Bildern ruft die Arbeit der preisgekrönten Filmemacherin und Malerin Katharina Huber dabei Assoziationen von Märchen und Idylle auf und spielt zugleich mit einer latenten Atmosphäre des Unbehagens, von dem nie genau gesagt werden kann, woher es rührt.
Das Theater der erweiterten Realitäten ("Portals" und "Das Schweigen der Wälder") ist ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt vom Theater an der Ruhr in Zusammenarbeit mit der Akademie für Theater und Digitalität und dem MIREVI Lab der Hochschule Düsseldorf, gefördert im Rahmen von NEUE WEGE durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Kategorie:
und sonst (Verschiedenes)