HANS GROHMANN (1897-1933) ZEICHNER BOHEMIEN MORDOPFER, am 21.11.2023

21. November 2023
19:30 bis 22:00
Ausstellung
findet statt
HANS GROHMANN (1897-1933) ZEICHNER BOHEMIEN MORDOPFER,


HANS GROHMANN (1897-1933)

ZEICHNER BOHEMIEN MORDOPFER

HAGRO

VERNISSAGE:

18.11.2O23, 19:3O UHR

EINFUHRUNG:
DR. BURKHARD BIELLA

KURATOR UND VORSTAND
DES MUSEUMS ST. LAURENTIUS

DAUER:
18.11.2O23 – 14.O1.2O24

MUSIKALISCHE GESTALTUNG:

GABRIELE GRAFE, VIOLINE





Der Werbegrafiker und Porträtist Hans Grohmann wurde am 26. Mai 1933 von SA-Schergen entführt, gefoltert und mit vier Schüssen in den Rücken im Duisburger Wald ermordet.

Hans G. E. Grohmann (15.10.1897 – 26.05.1933)

Hans Grohmann war ein vielseitiger und talentierter Künstler, der in Bremen geboren wurde und in Duisburg aufwuchs. Schon als Jugendlicher war er in der Wandervogelbewegung künstlerisch aktiv. Im Ersten Weltkrieg diente er als Leutnant und erhielt das Eiserne Kreuz. Nach dem Krieg studierte er an der Essener Kunstgewerbeschule / Folkwangschule mit seinem engen Freund Walter „Fatty“ Lemke. Er pflegte auch freundschaftliche Kontakte zu der Künstlergruppe „Das Junge Rheinland“, wie sein eindrucksvolles Porträt der Düsseldorfer Galeristin Johanna „Mutter“ Ey von 1926 zeigt.



Während der Inflation 1923 und der Ruhrbesetzung betrieb er in Duisburg einen Buch- und Kunstladen, der besonders von Besatzungsoffizieren frequentiert wurde, weshalb man ihn später als Separatisten verdächtigte. Zugleich trat er bereits in den frühen zwanziger Jahren als Graphiker an die Öffentlichkeit, oftmals im Zusammenhang mit journalistischen Aufträgen. Auffällig ist, daß er – obwohl er zu den zehn Gründungsmitgliedern des Duisburger Künstlerbundes gezählt wird – an keiner von dessen Ausstellungen teilnahm.

„Hans Grohmann, der heute zu Unrecht fast vergessen ist, war ein begnadeter Porträtist, der nur mit dem Bleistift arbeitete. Dabei erstaunt, wie unterschiedlich er Gesichter auf dem Papier zu Charakterstudien formte. Mal sind es zig Striche und Schraffuren, mit denen er beispielsweise die berühmte Düsseldorfer Künstler-Wirtin Johanna Ey („Mutter Ey“) realistisch wiedergab, mal reichen ihm wenige Bleistift-Linien, um einen Charakterkopf als Charakterkopf erscheinen zu lassen. Viele national und international bekannte Literaten, Musiker, Komponisten sowie Tänzerinnen und Tänzer wie die legendäre Mary Wigman (1886-1976) oder im orientalischen Bühnenkostüm - den einst berühmten Joachim von Seewitz (1891 – 1966) haben sich einst von Grohmann zeichnen lassen. Auch Duisburger Prominenz wie Paul Scheinpflug, der von 1920 bis 1928 Duisburgs Generalmusikdirektor war, saß ihm Modell. Witzige, fast schon karikaturhafte Zeichnungen sind dabei wie die des Komponisten Walter Jesinghaus, den Grohmann von hinten als Spaziergänger mit Regenschirm zeigt; in Mundhöhle trällern Noten. Besonders aus drucks stark ist das Porträt des Schriftstellers Lion Feuchtwanger, dessen hager-vergeistigtes Gesicht aus einer angedeuteten Großstadtkulisse herausscheint. Eine besondere Pointe ist, dass fast alle Porträtierten „ihre“ Zeichnung signierten.“

(Rheinische Post, Freitag, 14.07.2023, Zitat, Textausschnitt, Serie 100 Jahre Künstlerbund, Autor: Peter Klucken“)



Grohmann war nicht nur der Kunst und Kultur zugetan, sondern überdies auch begeisterter Motorradfahrer. Im Oktober 1928 meldet der Vorwärts, daß „zwei DKW-Zwei-Zylinder-Maschinen, wassergekühlt mit Seitenwagen“ vom Brandenburger Tor in Berlin zu einer viermonatigen Reise über den Balkan, die Türkei, Ägypten, Nordafrika, Spanien, Frankreich und von dort zurück nach Deutschland aufgebrochen seien; mit von der Partie war unser Duisburger Künstler, u.a. begleitet von Arthur Wellin (eigentlich Arthur Lewin), einem jüdischen Regisseur und Schauspieler. Die Reiseskizzen bezeugen einige Aufenthaltsorte. 1929 entwarf Grohmann – wieder in der Türkei – für Bayer Reklamezeichnungen unter Einbeziehung des türkischen Schattentheaters Karagöz. In den Jahren 1930 und 1931 finden sich seine Photographien in türkischen Zeitungen. Auch die Paris-soir bringt seine Fotos in einem mehrteiligen Bericht über die moderne Türkin.

Am 26. Mai 1933 wird Hans Grohmann im Kalkumer Wald von Nationalsozialisten ermordet, der Mordfall ist in seinen Einzelheiten nie aufgeklärt worden.


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Veranstaltungsort
Schloßstraße 29
45468
Mülheim an der Ruhr