Bankgebäude von 1920 - Wallstraße 6 (Deutsche Bank)

Laufende Nummer: 
662
Eintragung: 
26. Februar 2014
Denkmalart: 
Baudenkmal
Klassifikation: 
cultural
Straße, Hausnummer: 
Wallstraße 6
Kurzcharakteristik und Würdigung: 

Bankgebäude nach Plänen von Oskar Schwer (Arch. Essen); Bauausführung Baufirmen Kuhrt & Hoffmann und Volkenborn; 1920 für die Essener Credit-Anstalt Wallstr. 14–16 (heute Wallstr. 6) auf der nordwestlichen Seite der Wallstr. errichtet; im März 1925 von der Deutschen Bank übernommen. Einziges Mülheimer Bankgebäude, das – hinsichtlich des aufgehenden Mauerwerks - den zweiten Weltkrieg ohne nennenswerte Schäden überstanden hat. Fassadengestaltung zur Wallstraße und Dachstuhl mit Eindeckung größtenteils original erhalten. Inneres stark verändert. 2-geschossiger Baukörper traufständig zur Wallstraße über hohem Sockel mit hohem Satteldach mit vier Runddachgauben; das Sockelgeschoß verläuft, dem Gefälles der Wallstraße entsprechend, schräg angeschnittenen. Mit Naturstein verblendete Hauptfassade mit aufwändiger Gestaltung in klassizistischer Formensprache. Eingangsportal in der äußeren rechten Achse. Veränderungen im Bereich des Sockels (Vitrineneinbauten in jeder Fensterachse). Schriftzug „Deutsche Bank“ über der Eingangstüre entfernt. Fenster erneuert; im Inneren neue Raumaufteilung. 2-geschossiger Baukörper traufständig zur Wallstraße über hohem Sockel mit hohem Satteldach mit vier Runddachgauben; das Sockelgeschoß verläuft, dem Gefälles der Wallstraße entsprechend, schräg angeschnittenen. Mit Naturstein verblendete Hauptfassade mit aufwändiger Gestaltung in klassizistischer Formensprache. Eingangsportal in der äußeren rechten Achse. Veränderungen im Bereich des Sockels (Vitrineneinbauten in jeder Fensterachse) Schriftzug „Deutsche Bank“ über der Eingangstüre entfernt. Fenster erneuert; im Inneren neue Raumaufteilung. Fassadengliederung: 9 Kolossalpilaster mit Basen und ionischen Kapitellen rhythmisieren die 8 Fensterachsen bereite Front vertikal. Horizontale Gliederung durch ein Geschoßgesims über glatt durchlaufendem Sockel und gestaffeltes Traufgesims in antikisierender Ausbildung; Brüstungsfelder im 1. OG mit kreuzförmig ausgebildeter Kassettierung gefüllt; Sohlbänke im 1. OG von Konsolen unterfangen. Alle Fensteröffnungen sind hochrechteckig und weisen neue Fensterrahmen auf. Der Eingang zum Gebäude, in der rechten Außenachse, von kannelierten ionischen Pilastern eingefasst und über hohem, mehrteiligem Gebälk von einem Dreiecksgiebel mit Reliefschmuck im Giebeldreieck überfangen. Eingangstüre erneuert. Die westliche Giebelfront fensterlos und wird durch vier Lisenen mit Bänderputz über beide Vollgeschosse vertikal gegliedert. Im Inneren ist die Raumdisposition gänzlich verändert, auch die Innenausstattung des Gebäudes hat in neuerer Zeit Umbauten erfahren. Mülheim, Wallstraße 6, ehem. Essener Credit-Anstalt Gutachten gemäß § 22 (3) 1 zum Denkmalwert gemäß § 2 DSchG NW Nach Auffassung des Landschaftsverbandes Rheinland – Amt für Denkmalpflege im Rheinland liegen für o. g. Objekt die Tatbestandsvoraussetzungen zur Begründung des Denkmalwertes vor. Der Denkmalwert beschränkt sich auf die straßenseitige Fassade und westliche Giebelfront. Begründung des Denkmalwertes Das o. g. Gebäude ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, da es die Bauaufgabe Bankgebäude in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg dokumentiert. Es veranschaulicht zudem mit seiner klassizistischen Fassadengestaltung den konservativen, Solidität ausstrahlenden Repräsentationsanspruch einer vermögenden, großbürgerlichen Gesellschaftsschicht. - Das o. g. Gebäude ist zudem bedeutend für die Stadt Mülheim, da es im Straßenraum der Wallstraße eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse der historischen Bebauung, die den 2. Weltkrieg überdauert hat, dokumentiert. Für die Erhaltung und Nutzung des o. g. Gebäudes liegen wissenschaftliche, insbesondere künstlerische, architektur- und typengeschichtliche, ortshistorische sowie städtebauliche Gründe vor. Das o. g. Objekt stellt ein authentisches Beispiel für den Typus Bankgebäude zu Beginn des 20. Jahrhunderts dar, das im Kontext der Mülheimer Innenstadtbebauung auf die Geschichte des Bankenwesens und deren Niederlassungen in der Stadt verweist. Die Essener Credit-Anstalt AG mit Hauptsitz in Essen war eine Bank, die während des Kaiserreichs und der Weimarer Republik führend in der Finanzierung der Expansion der Schwerindustrie im Ruhrgebiet war. Das Stammhaus in Essen ist nach Plänen des Architekten Peter Zindel errichtet worden. Neben der Niederlassung in Mülheim unterhielt die Essener Credit-Anstalt AG ebenfalls Filialen in Ahlen, Bochum, Bottrop, Buer, Dorsten, Dortmund, Duisburg, Duisburg-Hamborn, Emmerich, Gelsenkirchen, Gladbeck, Hagen, Hattingen, Hemer, Herne, Iserlohn, Köln, Krefeld, Lüdenscheid, Menden, Mülheim, Oberhausen, Recklinghausen, Wanne-Eickel, Wesel und Witten. Stilistisch orientiert sich die Architektur des Mülheimer Bankgebäudes am klassischen Formenkanon, der hier als Indikator für Traditionsverbundenheit und Solidität des Geldinstitutes fungiert, sowie auf dessen Verlässlichkeit und Integrität verweisen sollte. Die Architektursprache, die sich bewusst und demonstrativ dem Formenrepertoire klassizistischer Baukunst verbunden zeigt, wird in den Dienst einer nonverbalen Botschaft gestellt. In Anbetracht der architekturhistorischen Entwicklung in den 1920er Jahren erscheint die Architektur hier konsequent traditionalistisch und konservativ, sicher im Konsens mit dem Bauherrn, der in Anbetracht der Bauaufgabe Gediegenheit und Solidität wünschte und erwartete. Zudem vermittelt die klassischen Ordnungsprinzipien folgende Architektur auch den Repräsentationsanspruch einer vermögenden Gesellschaftsschicht. Das o. g. Bankgebäude dokumentiert auch das Werk des in Essen ansässigen Architekten Oskar Schwer, eines vor allem im Ruhrgebiet tätigen und anerkannten Baumeister. Schwer - Jahrgang 1872, 1921 in Essen verstorben - war seit 1901 in Essen ansässig. Als selbständiger Architekt war er seit spätestens 1908 Mitglied des BDA und vielfach für Bergbauunternehmen und deren Manager des Ruhrgebiets tätig. 1910 baute er das Verwaltungsgebäude für die Rheinisch-Westfälische Hütten- und Walzwerks-Berufsgenossenschaft in Essen, das nicht mehr erhalten ist, 1910-1911 das Wohnhaus für den Bergwerksdirektor Fritz Winkhaus im Moltkeviertel in Essen, nach 1910 das Wohn- und Geschäftshaus für Heinrich Strunk in Essen-Rüttenscheid, 1911 das Verwaltungsgebäude der Firma Koppers und Wohnhaus der Familie Heinrich Koppers im Moltkeviertel in Essen, 1911-1919 die Bergarbeiter-Siedlung Oberdorstfeld der Zeche Dorstfeld in Dortmund-Dorstfeld, 1913-1914 das Möbelkaufhaus der Gebr. Schürmann AG in Essen, alle eingetragene Baudenkmale; kurz vor seinem Tod 1920 errichtete er die Niederlassung der Essener Credit-Anstalt AG in Mülheim und diejenige in Duisburg-Ruhrort (sog. Afrikahaus). -- Mit dem Bankgebäude an der Wallstraße wird auch die Geschichte des Bankenwesens in Mülheim anschaulich dokumentiert, auch wenn die Innenraumdisposition nicht mehr bauzeitlich erhalten ist. Wie der Direktor Rudolf Schönthür im Mülheimer Jahrbuch 1958 erwähnt, hatte die 1872 aus der Bankfirma L. von Born hervorgegangene Essener Credit-Anstalt unter Übernahme des Effecten- und Kommissionsgeschäftes E. Tannenberg 1901 in Mülheim Fuß gefasst. Im März 1925 wurde die Essener Credit-Anstalt, die ihren Sitz in der Wallstraße 14-16 (heute Wallstraße 6) hatte, von der Deutschen Bank übernommen. Das Gebäude an der Wallstra-ße, das von den Baufirmen Kuhrt & Hoffmann und Volkenborn in Arbeitsgemeinschaft errichtet wurde, blieb auch Sitz des 1929 zur Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft (abgekürzt Dedibank) fusionierten Bankinstituts, das 1937 wieder den Namen Deutsche Bank annahm. Ortshistorisch ist das o. g. Gebäude insofern von Bedeutung, da mit der ausführenden Baufirma Heinrich Volkenborn, die 1867 in Mülheim gegründet wurde, eine der ältesten Bauunternehmungen in Mülheim an der Erbauung der Essener Credit-Anstalt beteiligt war. Die Firma Heinrich Volkenborn war auch an vielen weiteren Bauten in Mülheim beteiligt , so an der Stadthalle, der Reichsbank, dem Verwaltungsgebäude Wasserwerk, dem Turm des Rathauses, dem neuen Lyzeum und vielen Industriebauten. Die städtebauliche Bedeutung des o. g. Objektes erschließt sich vor allem durch die Fassade des Gebäudes, dessen qualitätvolle Architektur den Straßenraum der Wallstraße wesentlich prägt und dessen Gebäudefront einen unverzichtbaren Bestandteil der Bebauung an der Wallstraße darstellt. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass o. g. Gebäude in genanntem Umfang ein Baudenkmal im Sinne des § 2 DSchG NW darstellt, an dessen Erhaltung und Nutzung ein öffentliches Interesse besteht.

Unterschutzstellungsdokument: 
INSPIRE: 
DE_05117000_A_DL-0662