Lederfabrik Hammann

Laufende Nummer: 
659
Eintragung: 
9. Dezember 2013
Denkmalart: 
Baudenkmal
Klassifikation: 
cultural
Straße, Hausnummer: 
Hansastr. 19
Kurzcharakteristik und Würdigung: 

Fabrikationsgebäude der Lederindustrie, bestehend aus einem städtebaulich prägnanten 50m langen viergeschossigen Haupttrakt parallel zur Hansastraße mit zwei Seitenflügeln (Nord- und Südflügel). Der südliche Seitenflügel ist mit einem Verbindungsbau (Torhaus) an einen Verwaltungstrakt angebunden. Vervollständigt wird die Anlage durch die Kraftzentrale mit Kessel-, Maschinenhaus und Schornstein. Alle Gebäude in Backstein, steinsichtig. Die nachstehende Gebäudebeschreibung fasst die Ergebnisse des vom Amt für Denkmalpflege im Rheinland anerkannten Gutachtens zur Denkmaleigenschaft des Gebäudes zusammen. Das ausführlichere Gutachten vom 11.11.2010, das mit der Benehmensherstellung des Amtes für Denkmalpflege im Rheinland vom 12.11.2010 autorisiert ist, wird als Bestandteil der Unterschutzstellung beigefügt. Haupttrakt: viergeschossiger Haupttrakt mit 25 zu 4 Fensterachsen, mit relativ schlichter Backsteinfassade über einem ca. 1,80 m hohen Sockel. Nachträglich aufgestocktes Dachgeschoss mit geringerer Fensterhöhe, Flachdach. Sechsachsiger Quergiebel zur Strasse als Stufengiebel mit beiderseitigen Lisenen. Nördlicher Fassadenteil mit sechs Fensterachsen, zu zwei mal drei Fensteröffnungen, südlicher Fassadenteil regelmäßig mit zwölf Fensterachsen; südlicher Fassadenteil im Verhältnis von 2:1 zum nördlichen. Gestuftes Traufgesims auf ursprünglicher Gebäudehöhe. In seitlichen Fassadenteilen schlicht gestaltete, helle Putzfelder unter den Fensterbänken im ersten und zweiten Obergeschoss. Fensteröffnungen des Stufengiebels mit durchgängigem hellem Putzband zusammengefasst. Mittelteil des Stufengiebels mit hellem Putzband. Oberer Abschluss der Lisenen und Seiten der mittleren Stufe durch Andeutungen von Konsolen in Backstein mit hellen Putzfeldern hervorgehoben. Ein schlichtes einfach gestuftes Traufgesims als Abschluss zum Flachdach. - Treppenhaus: Südlich an die Gerberei anschließendes Treppenhaus, in der Straßenfassade durch größere Wandfläche und zu den Geschossen versetzte, drei größere Fensteröffnungen ablesbar - mit nachträglichem kleinem Stufengiebel. Schlichte Treppe mit Stahlgeländer zum ursprünglichen Treppenhauseingang im Südgiebel des Haupttraktes – mit Originaltüre in Holz. Hofseitig am Haupttrakt Aufzug aus dem Baujahr 1907. Seitenflügel: Viergeschossiger Nordflügel in Backstein auf rechteckigem Grundriss von der Gebäudegrenze abgerückt; funktional an den Haupttrakt gebunden, ohne eigenständige Erschließung. Auf der südlichen Hofseite eingeschossige Kraftzentrale angebaut. Nördliche Fassadenöffnungen erhalten. - Fassaden der Seitenflügel und rückwärtige Fassade des Haupttraktes schlichte Backsteinfassaden. Horizontale Gliederung durch wenige gestalterische Elemente, wie gestufte Gesimse in Backstein (als Rollschicht). Vielfache Erweiterungen an den Fassaden ablesbar, z.B. Betonstürze. In den Seitenflügeln sind in den Obergeschossen vereinzelt die gusseisernen sprossengeteilten Fenster erhalten. – Kraftzentrale - der ursprünglichen Fabrikanlage von 1907; bestehend aus Kesselhaus mit Kessel und Schornstein - prägend im Hofbereich, an Südfassade des Nordflügels und Westfassade des Haupttraktes angebaut. Eingeschossiges Kesselhaus - mit Empore - in Backstein mit Satteldach, Dachreiter und offenem Dachstuhl. Leicht abgerückter Schornstein. Der Bürotrakt (Verwaltungstrakt) Schmaler, langgestreckter, zweigeschossiger Bürotrakt von ca. 30 m Länge, ca. 10 m von der Straßenflucht zurückliegend, parallel zum Südflügel des Haupttraktes an der südlichen Grundstücksgrenze. Im Kern aus den 1920er Jahren mit späterem Anbau, dominiert durch zweigeschossigen Quergiebel. Nachträglich mit Steg im Obergeschoss an den Südflügel der Fabrik angebunden. Denkmaleigenschaft Die Denkmaleigenschaft leitet sich aus den Inhalten ab, die aus der der Beschreibung und den beigefügten Anlagen hervorgehen. Die Lederfabrik Hammann war eine der wichtigsten und erfolgreichsten Unternehmen der Lederindustrie in Mülheim an der Ruhr und hat somit wesentlichen Anteil an der Bedeutung der Stadt als Zentrum der Lederindustrie. Das hier angewandte „vegetabile“ Gerbverfahren stellt zudem eine technologische Besonderheit dar. Die Anlage dokumentiert die wesentlichen Bestandteile eines auf handwerklicher Tradition beruhenden Industriezweiges. Die Anlage ist somit bedeutend für die Geschichte der Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Soweit Industriegeschichte Teil der Menschheitsgeschichte ist, ist die Fabrik Hammann bedeutend für die Geschichte des Menschen. Das Objekt ist durch die Art der Wassernutzung und die dominante Stellung des Hauptgebäudes in der Straßenflucht bedeutend für die Geschichte der Städte und Siedlungen. Die Erhaltung des Objektes liegt aus städtebaulichen, architektur-, industrie- und ortsgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse.

Unterschutzstellungsdokument: 
INSPIRE: 
DE_05117000_A_DL-0659