Kluse 27
Das Gebäude Kluse 27 ist ein ehemalig landwirtschaftlich genutzter Kotten, der, heutzutage am Rande der Innenstadt gelegen, zu den siedlungsgeschichtlich wichtigen Fachwerk-Hofanlagen in der Dimbeck zu zählen ist. Diese kleinen Bauernhofanlagen wurde allesamt in einer Zeitspanne von 1750 bis 1850 in diesem hügeligen Terrain unweit des direkten Stadtzentrums gegründet und verdankten auch ihre wirtschaftliche Existenz der Nähe zur Stadt. Heutzutage in einem von Wohnhäusern geprägten Stadtviertel sind diese Höfe bedeutend als letzte Zeugnisse der vorindustriellen Stadtentwicklung Mülheims und darüber hinaus bedeutend und typisch für die geplante städtebauliche Entwicklung des Ruhrgebietes im 18. und 19. Jh. Unverzichtbarer Bestandteil dieses Denkmälerensembles ist auch das Gebäude Kluse 27 als inzwischen selten gewordenes Dokument des ehemalig landwirtschaftlich strukturierten Ruhrgebietes. Daher ist es auch bedeutend für die Dokumentation der Geschichte des Menschen, konkret der Geschichte der Kleinbauern, die am Rande der schnell wachsenden Industriemetropolen ihren Unterhalt zu verdienen versuchten, und der Arbeits- und Produktionsverhältnisse, da diese Kleinbauern zum einen die Stadt mit Getreide von Feldern an der Ruhr versorgten, zum anderen häufig ihre Fuhrwerke zum Gütertransport verdingten. Diese langsam gewachsenen Hofanlagen sind aus siedlungsgeschichtlichen wie vor allem architekturgeschichtlichen Gründen erhaltenswert. So handelt es sich bei dem Gebäude Kluse 27 um ein 1 ½-geschossiges giebelständiges Traufenhaus in Fachwerkkonstruktion, dessen Wetterseiten typischerweise verputzt zwischen in Back- oder Bruchstein aufgeführt sind. Die südwestliche Traufenseite ist die Hauptfront des Gebäudes. Hier zeigen sich dem Lebensstandard des Bauherrn entsprechend bescheidene Umsetzungen der Biedermeier-Architektur. Ganz im Sinne des Klassizismus ist die Fassade symmetrisch als Dreiachser mit zentralem, dreieckigem Zwerchgiebel gebildet. Die mittige Eingangstür, einen durchgehenden Korridor öffnend, wird von je einem Fenster flankiert und von einem kleineren Giebelfenster überhöht. Ein profiliertes Holzgesims führt zum Krüppelwalmdach über, dessen Firste Schieferdeckung haben. Diese Wetterseite ist in verputztem Backstein aufgeführt. Auch der wetterseitige Westgiebel ist verputzt. Das 2-achsige EG ist in Backstein aufgeführt, der trapezförmig, 3-achsige Fachwerkgiebel ist mit der typischen Holzverschalung aus Dielenbrettern geschützt. Im Giebel begleiten 2 hochrechteckige schmale Fensterluken ein größeres Zentralfenster, sämtlich in Blockrahmen gefaßt. Direkt unter der Dachtraufe ist zusätzlich eine Dachbodenluke angebracht. Fachwerksichtig ist die 3-achsige Nordosttraufe. Auch hier ist der mittige Eingang von einem Zwerchgiebel überhöht, das abfallende Gelände bedingt eine 2-stufige Treppe wie auch eine höheren Bruchsteinsockel. Das Fachwerk weist zahlreiche Fassadenumänderungen des 19. Jh. auf. Rechtwinklig von dieser Fassade abgehend wurde im späten 19. Jh. ein Backsteinanbau, vermutlich als Scheunenausbau zur Viehhaltung, angebaut, der mit einem Satteldach gedeckt ist. Die Fenster weisen größtenteils die originalen Sprosseneinteilungen auf, die EG-achsen haben noch ihre zweiteiligen Fensterläden. Das Gelände ist in ein großzügiges Areal eines alten Obstbaumbestandes eingebettet. Das Gebäude ist weitestgehend im Originalzustand erhalten. Der Zustand der historischen Bausubstanz muß mindestens als befriedigend eingestuft werden. Das Gebäude ist aus o. g. Gründen ein wichtiges unverzichtbares Dokument der 1. Hälfte des 19. Jh. in Mülheim. Es ist zusammengefaßt bedeutend für die Geschichte des Menschen, die Arbeits- und Produktionsverhältnisse und für die Stadtentwicklung Mülheims im frühen 19. Jh.; es ist erhaltenswert aus wissenschaftlichen, besonders architektur- und ortsgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen.