Duisburger Straße 490 (Stammhaus Monning)

Laufende Nummer: 
626
Eintragung: 
1. August 1990
Denkmalart: 
Baudenkmal
Klassifikation: 
cultural
Straße, Hausnummer: 
Duisburger Straße 490 (Stammhaus Monning)
Kurzcharakteristik und Würdigung: 

Bei dem „Stammhaus Monning“ in Mülheim-Speldorf handelt es sich um das 1789 von Johann Monning und Anna Raffelberg erneuerte Wohnstallhaus des Hofes Monning, der urkundlich bereits Ende des 13. Jh. als Gutshof des Klosters Düssern erwähnt wird. Seit etwa 1830 im Besitz der Familie Teloh aus Duisburg, ist Mitte des 19. Jh. ein Teil des Geländes abgetrennt und darauf der heutige Kammanhof errichtet worden. Weitere Verkleinerungen des Hofes stehen im Zusammenhang mit der Abgabe von Gelände für die Neuanlage der Duisburger Straße zwischen Broich und Duisburg ab 1834, die direkt an der Traufseite des Hauses vorbeiführt. War vielleicht durch die Verkleinerung des Hofes seine Ertragslage stark gemindert, so wird eher das ständig wachsende Verkehrsaufkommen auf der neuen, gut befestigten und kürzeren Straße nach Duisburg dazu geführt haben, daß in der 2. Hälfte des 20. Jh. auch im Hause Monning, direkt an der Stadtgrenze gelegen, eine Gastwirtschaft eingerichtet wurde, nachdem entlang der neuen Straße sehr früh schon Wirtschaften entstanden waren - 1837 die Wirtschaft Kolckmann an der Grenze von Broich und Speldorf. Die Errichtung eines neuen Wohnhauses im Anschluß an die Scheune kurz vor 1900 deutet auf eine Trennung in der Bewirtschaftung von Hof und Gastwirtschaft hin, war das Stammhaus Monning doch zu diesem Zeitpunkt - bedingt durch seine Lage am Duisburger (und Broich-Speldorfer) Stadtwald - ein beliebtes Ziel von Ausflüglern und Naherholungssuchenden. Gerade in den letzten Jahren des vorigen Jh. war das Interesse für die Erhaltung und Sicherung des Waldes, verbunden mit der Idee der Wald- und Gartenstadt - als allgemeine Zeitströmung - besonders auch in Mülheim stark gewachsen und führte 1903 zur Gründung der Broich-Speldorfer Wald- und Gartenstadt Aktiengesellschaft. Auf deren 1907 erstellten Plan eines Wegenetzes durch das betroffene Gebiet ist der Gasthof als nördlichster Orientierungspunkt des Areals eingetragen. Die Errichtung des neuen Wohnhauses kurz vor 1900 wird vielleicht auch mit der Veräußerung des Hofes zusammenhängen: das Gelände wurde an die Stadtverwaltung Mülheim, die Gebäude an die Stadtverwaltung Duisburg verkauft. 1913 wurde die Landwirtschaft auf dem ehemaligen Monninghof endgültig eingestellt. In der nördlich im rechten Winkel zum Hause stehenden Scheune war vermutlich bereits um 1900 ein Tanzsaal eingebaut und die Scheune mit einer Backsteinfassade versehen worden. In dem Saal ist 1946 behelfsmäßig ein Kino eingerichtet worden, seit 1951 ist er wieder als Tanzsaal genutzt worden. Das ehemalige Wohnstallhaus des Hofes Monning ist ein langgestreckter, 1-geschossiger, traufseitig erschlossener Fachwerkbau von 3:4 Achsen mit Satteldach, laut Spruchbalken über der Eingangstür 1789 von Johann Monning und Anna Raffelberg „renoviert“, d. h. erneuert. Das Fachwerkgerüst des Ständerbaues mit durchlaufenden Querriegeln, liegenden Gefachen, gegenläufigen Schrägstreben um die Eckständer und um den Eingangsbereich ist bis heute erhalten und ablesbar. Lediglich die Schwellen des Rähm sind - bedingt wohl durch Verkehr und mehrfache Anhebung der Straßenoberfläche - in Mauerwerk ersetzt. Die an der östlichen Traufseite vor dem Fenster eingefügte Schrägstrebe läßt vermuten, daß das Haus in späterer Zeit um ein Gebinde erweitert worden ist. Beide Giebel sind als Ziergiebel ausgebildet, auf der Westseite mit sich kreuzenden Schräghölzern, an der Ostseite mit gegenläufigen Schräghölzern im Giebeldreieck. Hier sind die ursprüngliche schmale Fensteröffnung und die ehemalige Ladeluke erhalten. Aus der Erbauungszeit stammt auch die Gestaltung des Eingangsbereiches mit breiter Türöffnung zwischen 2 Ständern, Oberlicht, Spruchbalken und geteilter Eichentür. Die relativ großen Fenster dürften in späterer Zeit, während des endgültigen Ausbaus zur Gastwirtschaft (wohl um 1900) ihre heutige Form erhalten haben, wie es am Westgiebel noch ablesbar ist. Nachträgliche Veränderungen im Fachwerkgefüge haben jedoch nicht stattgefunden, was ein Vergleich mit alten Ansichten (Postkarten) bestätigt. Bei dem Umbau des Hauses zur Gastwirtschaft sind im Innern zwar räumliche Veränderungen vorgenommen worden, ohne jedoch die Grundstruktur des Fachwerkgerüstes zu verändern. Daher ist das ehemalige räumliche Gefüge des Wohnstallhauses und auch der Haustyp des mitteldeutschen Querdielenhauses noch erkennbar und ablesbar: durch den seitlich gelegenen Eingang gelangte man in die quer durchgehende Dee-le, die als Küche diente - die Kaminzüge sind bis heute an der ursprünglichen Stelle erhalten. Links davon lagen die (unterkellerten) Wohnräume (Kammer und Stube) - heute Gastraum, rechts die Stallungen, während der Dachboden als Speicherraum diente (Ladeluke). Der Eingangsbereich mit Spruchbalken und Oberlicht ergänzt das Bild dieses für das Mülheimer Stadtgebiet ehemals üblichen Haustyps. Spätere An- und Erweiterungsbauten und „Verschönerungsmaßnahmen“ beeinträchtigen das Erscheinungsbild des Hauses, nicht aber die erhaltene originale Bausubstanz und die Ablesbarkeit, d. h. Zeugniswert des Hauses. Das „Stammhaus Monning“ veranschaulicht also auch heute noch den auf Mülheimer Stadtgebiet beheimateten, an der Südgrenze des Verbreiterungsgebietes des niederdeutschen Hallenhauses gelegenen, Typ des mitteldeutschen Querdielenhauses, heute in einigen wenigen Beispielen erhalten. Das noch durchwegs erhaltene Fachwerkgefüge zeigt die in der Tradition des frühen 18. Jh. erreichte Entwicklung des Fachwerkbaues, der an der Wende zum 19. Jh. andere Wege gehen wird. Das Haus hat somit sowohl baugeschichtlich, als auch hauskundlich einen hohen Zeugniswert. Als Nachfolgebau eines bereits im 13. Jh. erwähnten Hofes kommt ihm darüber hinaus nicht allein eine geschichtliche, sondern vor allem eine siedlungsgeschichtliche Bedeutung zu, besonders für das Grenzgebiet zwischen Duisburg und Mülheim und den überlieferten Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden Städten. Die Geschichte und Baugeschichte des Hofes im Verlauf des 19. Jh., die Teilung, die Einrichtung des Gasthofes, die Aufgabe der Landwirtschaft, vermittelt wiederum ein Stück Wirtschafts- und Verkehrsgeschichte Mülheims im 19. und frühen 20. Jh. Die Gaststätte selbst ist schließlich neben der übernommenen frühen Einrichtung vor allem von ortsge-schichtlicher Bedeutung, gilt sie doch als Keimzelle des um die Jahrhundertwende hier entstandenen Mülheimer „Vergnügungsviertels“. Das „Stammhaus Monning“ erfüllt somit die Voraussetzungen des § 2 Abs. 2 DSchG NW. Es ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, für die Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Seine Erhaltung liegt aus wissenschaftlichen, besonders baugeschichtlichen, hauskundlichen, siedlungsgeschichtlichen, ortsgeschichtlichen und volkskundlichen Gründen im öffentlichen Interesse.

Unterschutzstellungsdokument: 
INSPIRE: 
DE_05117000_A_DL-0626