Friedrichstraße 15-17 (Handelshof)
Aufgrund von Kriegszerstörungen und Umbauten in den 50er Jahren sind allein die Hauptfassade zur Friedrichstraße sowie die nach Norden und nach Osten gerichteten historischen Innenhoffassaden denkmalwert. Bei dem Objekt Friedrichstraße 15/17 handelt es sich um den Handelshof, ein Hotel- und Versammlungsgebäude, das 1904-06 anstelle des evangelischen Vereinshauses an dieser Stelle erbaut wurde (vgl. R. Günter - Die Denkmäler des Rheinlandes, Mülheim an der Ruhr, S. 46). Das äußerst repräsentative Gebäude, zentral am Kirchenhügel in der Innenstadt gelegen, ist inschriftlich datiert: „1906 F. Hagen Architekt. Wiederaufbau durch K. Jückel Arch. 1945-49“. Der Bau ist also das Werk eines berühmten Architek-ten, Franz Hagen, und wurde nach Kriegszerstörungen 1945-49 in dem DG in einfachen, der Nachkriegszeit entsprechenden Formen wieder aufgebaut. In der Gründerzeit und den 20er Jahren war das als Hotel und Versammlungsort genutzte Gebäude zentraler Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Mülheim, sozusagen die „erste Adresse“. Auch in dieser Zeit vor und nach dem II. Weltkrieg konnte das Gebäude seine Stellung behaupten. Die Anlage ist nicht nur bedeutend für die Gesellschaftsgeschichte Mülheims, sondern ebenso bedeutend aus architekturgeschichtlicher wie städtebaulicher Sicht. Bei dem groß angelegten Neubau von 1906 handelt es sich um den repräsentativsten Gründerzeitbau Mülheims, wobei die städtebauliche Dominanz nicht allein durch die Größe der Anlage, sondern ebenso durch die neogotische Architektur mit frühen, besonders selten anzutreffenden Vorgriffen auf die Architektur des Jugendstiles gegeben ist. Das in dem 1. und 2. Geschoß 14-achsige Gebäude ist als Putzfassade mit stark durchgegliederten Fensterachsen und Risaliten ausgeführt. Im EG stehen kurze, gedrungene Rundpfeiler mit jugendstilähnlichen Pflanzenkapitellen. Spätgotisch inspirierte Flachbögen verbinden sie und rahmen aufwendig gesproßte Korbbogenfenster. Das mehrfach gebrochene Gesims steigt über dem großen Nasenbogen des Haupteinganges wimpernartig hoch. Erkerartig, vorgezogene Mittel- und Eckrisalite formen die Fassadenfläche, in die meistens Doppelfenster mit gotisierendem Maßwerk eingelassen sind. Charakteristisch sind der vielfache Wechsel der Formen, die reichhaltige Palette von Jugendstilornamenten, dies alles eingebettet in das Wiederaufleben des spätgotischen Manierismus. Demgegenüber fällt die schlichte Putzfassade des Nachkriegs-Ergänzungs-Stockwerkes mit dem Walmdach ab. Im Inneren des Gebäudes ist größtenteils der Dekor des Historismus zerstört. Jedoch dieselbe reichhaltige Fassadengliederung weist ein großer Innenhof mit rundumlaufenden Arkaden auf. Rückwärtig schließt sich ein 3 ½-geschossiger Seitenflügel in 12 Achsen an, ergänzt durch ein 2-geschossiges Wirtschaftsgebäude. Der Handelshof Friedrichstraße 15-17 ist eines der wichtigsten Baudenkmale Mülheims. Es ist zusammengefaßt sehr bedeutend für Arbeits- und Produktionsverhältnisse und die Stadtentwicklung Mülheims im frühen 20. Jh.; es ist erhaltenswert aus künstlerischen, wissenschaftlichen, besonders architektur- und ortsgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen.